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Schuldneratlas 2024: Überschuldung weiter rückläufig

Wegen der schwächelnden Wirtschaft halten die Leute ihr Geld zurück und sparen, heißt es in einer neuen Studie. Die Folge: Die Verschuldung sinkt. Einige Gruppen stehen finanziell trotzdem besonders unter Druck.

Die Zahl überschuldeter Menschen in Deutschland ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen. Das geht aus dem aktuellen Schuldneratlas hervor, den die Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag vorstellte. “Wieder ist die Überschuldung gesunken, wenn auch weniger deutlich als in den vergangenen Jahren”, sagte Studienleiter Patrik-Ludwig Hantzsch.

Creditreform zufolge gelten nur noch 5,56 Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet. Das seien 94.000 Fälle weniger als 2023. Damit habe sich der Anteil überschuldeter Menschen um 0,06 Prozentpunkte auf 8,09 Prozent an der Gesamtbevölkerung verringert.

Nach Erkenntnissen von Creditreform ist der Rückgang auf eine zunehmende Sparneigung zurückzuführen. “Die deutschen Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld zusammen”, sagte Hantzsch. Dazu habe die Politik der Ampel-Regierung ebenso beigetragen wie die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft, der Ukraine-Konflikt und die Wahlen in den USA.

Laut Creditreform sind vor allem Geringverdiener von Überschuldung betroffen. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise machten ihnen besonders zu schaffen, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgeben müssten. Ebenso seien junge und konsumorientierte Menschen betroffen.

Männer überschuldeten sich weitaus häufiger als Frauen, so Creditreform. Trotzdem seien vor allem alleinerziehende Frauen überdurchschnittlich häufig überschuldet.

Zudem verschulden sich vor allem die jüngste (unter 30 Jahre) und die älteste Altersgruppe (ab 70 Jahre), wie es hieß. Am stärksten seien aber die 30- bis 39-Jährigen betroffen, unter denen große Anschaffungen, Familienplanung und erste Immobilienkäufe für finanzielle Belastungen sorgten.

Die zunehmende Sparneigung habe auch Auswirkungen auf die schwächelnde Wirtschaft, führte die Wirtschaftsauskunftei aus. Der rückläufige Export könne nicht durch positive Impulse aus der Binnenwirtschaft ausgeglichen werden. Für die kommenden Jahre prognostizierte Creditreform einen Verlust von gut bezahlten Arbeitsplätzen.