Schuldenreport warnt vor Situation vieler Staaten im Globalen Süden

Der Schuldenreport des katholischen Hilfswerks Misereor und der Initiative erlassjahr.de warnt vor einem wachsenden Schuldendienst armer Staaten im Globalen Süden und einer Zuspitzung der weltweiten Schuldenkrise. In 45 Staaten würden mehr als 15 Prozent der Staatseinnahmen in den Schuldendienst fließen, was pro Tag mehr als eine Milliarde US-Dollar bedeute, heißt es in dem Report, der an diesem Dienstag vorgestellt werden soll und der den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Dienstag) vorab vorlag. Von 152 untersuchten Ländern weltweit seien 130 kritisch und 24 sehr kritisch verschuldet.

Die betroffenen Staaten hätten kaum noch finanzielle Spielräume, um nötige Investitionen in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz zu tätigen. Besonders betroffen seien Länder in Subsahara-Afrika, Lateinamerika und der Karibik sowie in Südasien, Südostasien und dem Pazifik, heißt es in dem Bericht. Mehr als 3,3 Milliarden Menschen leben demnach in Ländern, die mehr für die Begleichung ihrer Schulden ausgeben als für Bildung oder Gesundheit. Mit 99 Milliarden US-Dollar habe Pakistan den höchsten öffentlichen Auslandsschuldenstand, gefolgt von Sri Lanka (rund 39 Milliarden US-Dollar) und dem Libanon (etwa 33 Milliarden US-Dollar).

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnete die Überschuldung als ein Entwicklungshindernis für viele Länder. „Für die Stabilität der Weltwirtschaft ist das eine tickende Zeitbombe“, sagte sie den Funke-Zeitungen. Eine schnelle und nachhaltige Lösung sei „auch in unserem Interesse“.

„Eine gerechte Lösung der Schuldenproblematik ist nur möglich, wenn sich alle Gläubiger gleichwertig daran beteiligen“, betonte Schulze. China sei mittlerweile der größte staatliche Gläubiger armer Länder. „Neben China gilt es, auch private Gläubiger besser in die Pflicht zu nehmen“, sagte die SPD-Politikerin. Die Bundesregierung prüfe zurzeit, wie das gelingen könne.