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Schüler stellen Bildungspolitik schlechtes “Endjahreszeugnis” aus

Der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg bewertet die Bildungspolitik der Landesregierung für das Schuljahr 2024/25 mit der Gesamtnote 3,8. In seinem am Mittwoch in Stuttgart veröffentlichten „Endjahreszeugnis“ wirft die Vertretung der Schülerinnen und Schüler der Politik mangelnden Mut zu grundlegenden Reformen vor. In den Bereichen Lehrkräfteversorgung und Bildungsgerechtigkeit vergab der Beirat die Note „mangelhaft“.

Die schärfste Kritik übt der Schülerbeirat am Umgang mit dem Lehrermangel. An den Schulen des Landes fehlten rund 8.000 Vollzeit- und 2.000 Teilzeitkräfte. Die Schaffung von 330 neuen Stellen sei angesichts des Bedarfs unzureichend. Der Beirat wirft dem Kultusministerium vor, in einem „reaktiven Krisenmodus“ zu handeln, anstatt eine nachhaltige Strategie zu entwickeln. Der jüngste Skandal um 1.440 fälschlicherweise als besetzt gemeldete Stellen, sogenannte „Geisterlehrkräfte“, habe zudem gravierende Mängel in der Datenqualität des Ministeriums offengelegt.

Auch im Bereich der Bildungsgerechtigkeit sieht der Beirat erhebliche Defizite. Die jüngsten Ergebnisse einer Prüfung für Viertklässler, bei der nur sechs Prozent der Kinder eine Gymnasialempfehlung im Fach Mathematik erhielten, seien ein alarmierendes Signal. Das Festhalten an der Grundschulempfehlung bezeichnet der Bericht als „bildungspolitischen Irrweg“. Zudem kritisiert der Beirat, dass neue Regelungen zur Handynutzung die Verantwortung auf die Elternhäuser verlagerten und so die Kluft zwischen Schülern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen vergrößerten.

Positiv werden die Bemühungen zur Demokratiebildung durch die Einrichtung eines Landesjugendbeirats und die vorbildliche Zusammenarbeit bei Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt vermerkt. Insgesamt fehle der Bildungspolitik aber die Entschlossenheit für tiefgreifende Veränderungen. Das Fazit des Schülerbeirats fällt entsprechend kritisch aus: „Wäre die Bildungspolitik eine Schülerin, wäre sie aktuell nur knapp versetzt worden.“ (1885/30.07.2025)