Schüler „erlesen“ Mariendom

Bücher so hoch wie die beiden Türme der Kirche haben die Schüler gelesen. Jetzt widmen sie sich dem nächsten Hamburger Wahrzeichen.

Erzbischof Stefan Heße, Kinderbuchautorin Ursel Scheffler und Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter mit lesebegeisterten Kindern
Erzbischof Stefan Heße, Kinderbuchautorin Ursel Scheffler und Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter mit lesebegeisterten KindernRomanus Fuhrmann

Hamburg. Zahlreiche Grundschüler haben bei der Aktion "Büchertürme" die beiden jeweils 61 Meter hohen Turmspitzen des Hamburger St. Marien-Domes "erlesen". Nötig dafür waren etwa 12.200 Bücher, teilt das Erzbistum Hamburg mit. Summiert man die Breite der Buchrücken, ergibt sich die Höhe der beiden Turmspitzen. Erzbischof Stefan Heße übergab die Schirmherrschaft des bereits 2011 gestarteten Leseförderprogramms an Christoph Lieben-Seutter, Intendant der Elbphilharmonie. Das 110 Meter hohe Konzerthaus an der Elbe ist zugleich das Lese-Ziel der neuen Aktion.
Im November 2016 hatten 66 Hamburger Vor- und Grundschulklassen mit 1.650 Schülern die achte Lese-Etappe der Aktion "Büchertürme" begonnen. Aufgabe war, die Doppeltürme des St. Mariendomes zu "erlesen". Beteiligt waren auch 18 Klassen aus katholischen Schulen. Daher hatte Erzbischof Heße die Schirmherrschaft übernommen. Zuvor waren schon die Türme der Hamburger Hauptkirchen St. Michaelis, St. Petri, St. Katharinen, St. Nikolai und St. Jacobi "erlesen" worden. Auch der Turm des Hamburger Rathauses sowie die beiden Minarette der Blauen Moschee an der Alster waren bereits dabei.

Bücher statt Smartphone

"Ihr habt tatsächlich alles gegeben – das ist eine klasse Leistung", dankte Heße den jungen Lesern. Er ermutigte sie zugleich, weiter zu lesen: "Eröffnet Euch auch zukünftig neue Welten und begegnet Menschen unterschiedlichster Kulturen mit Respekt und Interesse", sagte er.
Die Idee zu den "Büchertürmen" hatte die Hamburger Kinderbuchautorin Ursel Scheffler. Seit 2011 hätten Kinder annähernd eine halbe Million Bücher gelesen, sagte Scheffler jetzt im Mariendom. Inzwischen gebe es die "Büchertürme" auch in vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland und im europäischen Ausland. Neben Luxemburg, Polen und Österreich sind derzeit erstmals spanische Grundschüler dabei, sich in Barcelona auf die 172 Meter hohe Basilika "Sagrada Familia" zu lesen.
"Weniger Daumenakrobatik auf dem Handy, mehr Gehirnjogging beim Lesen", beschreibt Scheffler das Ziel der Aktion. Der neue Schirmherr Lieben-Seutter will die Initiative "aus ganzem Herzen" unterstützen. Er selbst sei eine "Leseratte" und Vater von "drei lesefreudigen Töchtern", sagte der Generalintendant der Elbphilharmonie. "Jedes gute Buch öffnet eine Tür in eine neue Welt." (epd)