Schriftsteller Rushdie veröffentlicht Essay über Messer-Attentat

Ein Messerangriff hätte Salman Rushdie vor anderthalb Jahren fast das Leben gekostet. Verarbeitet hat der preisgekrönte Autor dies in „Knife. Gedanken nach einem Mordversuch“. Das Buch erscheint nun weltweit.

In mehr als 15 Ländern erscheint am (heutigen) Dienstag das Buch „Knife. Gedanken nach einem Mordversuch“. Der Schriftsteller und Friedenspreisträger Salman Rushdie setzt sich darin mit dem Messerangriff auseinander, der ihn im Sommer 2022 auf einer Lesung in Chautauqua im Bundesstaat New York traf. Es sei seine Art, „das, was geschehen ist, in den Griff zu bekommen und auf Gewalt mit Kunst zu antworten“, erklärte der 76-Jährige.

Der Penguin-Verlag bezeichnet den gut 250 Seiten starken Essay als „Geschichte über Angst und Liebe, Dankbarkeit und den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung“. Es handle sich um Rushdies persönlichstes Werk, „eindringlich und schonungslos offen. Eine lebensbejahende Hymne an die Macht der Literatur.“

Seit dem Attentat am 12. August 2022 ist Rushdie auf dem rechten Auge blind. Im Januar wurde bekannt, dass der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter verlegt werden muss: Die Verteidigung erklärte, ihr Mandant habe das Recht, das Buchmanuskript als potenzielles Beweismittel einzusehen. Ein neuer Termin für den Prozessbeginn ist noch nicht bekannt.

In einem Interview berichtete Rushdie laut der englischen Zeitung „The Guardian“ von seinen Gedanken, als er im Winkel seines rechten Auges den Angreifer entdeckte: „Du bist es also. Hier bist du.“ Der Mann in schwarzer Kleidung mit schwarzer Gesichtsmaske, der auf ihn zustürmte, sei das letzte gewesen, das sein rechtes Auge je gesehen habe.

Rushdie erklärte im Interview mit dem „Stern“, dass er ein großes Glück darüber verspüre, am Leben zu sein. „Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen. Dieser Typ war kein besonders guter Attentäter, das war mein Glück“, so Rushdie.

Mit seinen Romanen, Kurzgeschichten und Reiseberichten gehört der Schriftsteller – dessen Vorname „friedlich“ bedeutet – zu den wichtigsten Autoren der Gegenwart. Viele seiner Werke werden dem Magischen Realismus zugeordnet, weisen aber zugleich Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen auf. 2023 erschien sein jüngster Roman „Victory City“.

Rushdie, 1947 als Sohn muslimischer Eltern geboren, gilt als leidenschaftlicher Verfechter der Meinungsfreiheit. 1989 verurteilte ihn der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa zum Tode; jahrelang lebte Rushdie unter Polizeischutz in verschiedenen Verstecken. Im vergangenen Herbst wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.