Die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz (66) ist am Sonntag mit einem Festgottesdienst im Münster verabschiedet worden. Fast 25 Jahre lang stand die evangelische Theologin an der Spitze des evangelischen Kirchenbezirks Ulm, in dem zwischen Ostalb und Bodensee rund 320.000 Protestanten leben. Bei der Entpflichtung von dem kirchlichen Führungsamt bezeichnete Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl die scheidende Prälatin als eine „hochbegabte Theologin“ und „Schriftgelehrte in bestem Sinne“. Ihre Predigten und geistlichen Impulse hätten in der württembergischen Kirche zu Nach- und Weiterdenken angeregt.
Immer wieder habe Wulz die besondere Bedeutung der kleinen Diasporagemeinden, etwa in dem katholisch geprägten Oberschwaben, für die gesamte Kirche deutlich gemacht. Als „Prälatin mit Leib und Seele“ sei Wulz die vierte Frau in einem kirchenleitenden Amt gewesen und habe für Frauen den Weg in kirchliche Führungsfunktionen geebnet, sagte der Bischof.
In ihrer letzten Predigt als Prälatin ging Wulz im vollbesetzten Ulmer Münster auf den Adventskranz als „Zeitansage“ und Symbol der Zuversicht ein. Denn der Adventskranz verweise auf das „Ende aller Schrecken“, weil Gott in diese Welt mit all ihren Nöten und Katastrophen komme. Dieser Trost, den die Menschen einander nicht geben könnten, und die biblische Verheißung auf die Person und das Wirken Jesu ermöglichten einen zuversichtlichen Blick nach vorne.
Wie der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) in seinem Grußwort hervorhob, sei die Prälatin in der Stadtgesellschaft eine „Stimme für Zusammenhalt“ gegen Zuspitzung und Polarisierung gewesen. Ansbacher bedauerte, dass mit dem Ruhestand von Gabriele Wulz die Prälatur aus kirchlichen Spargründen aufgegeben werden solle. Für eine Beibehaltung dieser Funktion gebe es starke Argumente, das Ulmer Münster sei „ohne Prälatur kaum denkbar“, sagte der Oberbürgermeister unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher.
Für die katholische Kirche hob Matthäus Karrer, Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, den starken Einsatz der Prälatin für die Ökumene hervor. Es sei die gemeinsame Aufgabe der Kirchen, Brücken zu bauen in den verschiedenen Strömungen der Gesellschaft und sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Dafür habe Wulz „mutig das Wort ergriffen“.
Auch im Ruhestand wird Gabriele Wulz in Ulm bleiben. In dieser „Phase der aktiven Freiwilligkeit“ sei sie aber weiterhin für kirchliche Aufgaben gefragt, sagte der Münsterdekan Torsten Krannich zu Beginn des Gottesdienstes. (3171/07.12.2025)