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Schoah-Überlebender Marian Turski ruft zu Mut auf

Gegen Antisemitismus und Verschwörungsmythen: Sich dem entgegenzustellen, brauche Mut, sagt ein Überlebender der Schoah. Und nimmt beim Auschwitz-Gedenken auch Bezug auf die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023.

Der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Marian Turski, hat dazu aufgerufen, sich mutig Verschwörungsmythen und Antisemitismus entgegenzustellen. Das gelte, wenn etwa gesagt werde, alles Böse in der Welt rühre von einer angeblichen Verschwörung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen her, zum Beispiel der Juden, sagte der 98 Jahre alte Überlebende am Montag bei einer Veranstaltung in der Gedenkstätte Auschwitz am 80. Jahrestag der Befreiung des früheren NS-Konzentrationslagers.

Turski forderte Mut auch in anderen Bereichen. So solle man mutig auftreten, wenn die Hamas die Massaker leugne, die sie am 7. Oktober 2023 in Israel anrichtete. Die Menschen sollten sich überdies immer wieder selbst davon überzeugen, dass sie Probleme zwischen Nachbarn lösen könnten. Vorurteile und Hass hätten immer wieder zu bewaffneten Konflikten geführt. “Das alles endete immer mit Blutvergießen.”

Allerdings gebe es auch positive Erfahrungen, wenn beide Seiten zu dem Ergebnis gekommen seien, dass es keine andere Lösung gebe als den Kompromiss – wenn Menschen friedlich und sicher zusammenleben wollten und dies kommenden Generationen ermöglichen wollten. Turski nannte zwei Beispiele: Deutsche und Franzosen sowie Polen und Litauer.

Am internationalen Holocaust-Gedenktag wenden sich Einzelne und Medien an die Überlebenden, damit sie ihre Erinnerungen teilen können, wie Turski sagte. “Aber wir waren immer nur eine winzige Minderheit”, betonte er mit Blick auf Millionen von den Nazis Ermordeten. Auch jetzt gebe es nur noch ganz wenige Zeitzeugen.

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerten Überlebende und zahlreiche Staatsoberhäupter an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Befreiung von Auschwitz vor 80 Jahren am 27. Januar 1945. Von deutscher Seite nahmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil.

Im Zentrum der Veranstaltung in der Gedenkstätte Auschwitz stehen traditionell die Überlebenden. Ihre Zahl nimmt aus Alters- und Gesundheitsgründen von Jahr zu Jahr weiter ab. Die Rote Armee hatte das NS-Lager in dem von Deutschland besetzten Polen am 27. Januar 1945 befreit. Die Zahl der in Auschwitz und im dazugehörigen Vernichtungslager Birkenau ermordeten Menschen wird auf etwa 1,1 bis 1,5 Millionen geschätzt. Das Lager war das größte Konzentrationslager der Nazis.