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Schoah-Überlebende Eva Umlauf: Wunden, die nie heilen

Sie überlebte einst durch Zufall und ist nun Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees: Eva Umlauf erzählt, warum das Geschehene sie nie losgelassen hat.

 Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees: Eva Umlauf
Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees: Eva Umlaufimago / NurPhoto

Eva Umlauf (82), Schoah-Überlebende und Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees, hat nach eigenem Bekunden nie darüber nachgedacht, sich ihre einst eintätowierte Häftlingsnummer entfernen zu lassen. “Die ist ja auch in der Seele tätowiert. Das kriegt man nicht los”, sagte Umlauf in einem Interview der “Bunten”. Man könne das Äußere beseitigen, aber das Innere nicht. “Es ist in der Seele verkapselt. Man kann es wie einen Abszess herausschneiden, aber die Narbe bleibt.”

Wenn sie als Zeitzeugin Schulen besucht habe, sei das Interesse an ihrer Tätowierung immer enorm gewesen, sagte die Kinderärztin und Psychotherapeutin. Sie habe sie aber nur sehr ungern gezeigt: “Es kam mir vor wie ein Striptease.” Als Kind habe sie gedacht, es sei normal, dass Menschen Nummern hätten, ihre Mutter habe auch eine gehabt.

Umlauf hat 20 Familienmitglieder verloren

Auch wenn sie keine Erinnerungen an Auschwitz habe, da sie noch zu klein gewesen sei, könnten solche Wunden nicht heilen, sagte Umlauf. “Ich habe 20 Familienmitglieder verloren – wie soll man so etwas verzeihen?” Im Alter brächen Wunden auf, gegen die Bilder der Ohnmacht und der Demütigung könne man sich nicht wehren. Sie selbst habe nur durch Zufall überlebt, da ihr Transport aufgrund einer defekten Lokomotive später als geplant in Auschwitz angekommen sei, als die Gaskammern außer Betrieb gewesen seien.

Als Präsidentin bedroht worden

Das Amt als Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees übernehme sie in einer “schlimmen Zeit”, betonte Umlauf: “Wir haben wenig zu lachen, wobei ich ein fröhlicher Mensch bin.” Auch sie persönlich sei schon bedroht worden. Man habe sich leider schon daran gewöhnt, dass jüdische Kindergärten und Schulen bewacht werden müssten. Der Judenhass nehme zu: “Er war immer da, aber jetzt ist er sichtbarer als früher.”