Schlichter, aber würdiger Abschied

Tausende Menschen haben auf dem Petersplatz in Rom dem verstorbenen Ex-Papst Benedikt XVI. die letzte Ehre erwiesen. Papst Franziskus feierte das Requiem für seinen Amtsvorgänger.

Der verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Donnerstag im Petersdom beigesetzt worden. Seine letzte Ruhe fand der aus Deutschland stammende Pontifex im ehemaligen Grab von Papst Johannes Paul II. in der Krypta der Basilika, wie „Vatican News“ bei Twitter mitteilte.

 


Zuvor hatte Papst Franziskus für seinen Amtsvorgänger auf dem Petersplatz eine Totenmesse gefeiert, an der Zehntausende Menschen teilnahmen, darunter auch die deutsche Staatsspitze, Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und deutsche Pilger. Vor der Trauerfeier empfing Franziskus die Berliner Delegation um Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war ebenfalls unter den Trauergästen. „Das Requiem für Papst emeritus Benedikt XVI. hat mich persönlich sehr berührt und – so glaube ich – auch die ganze Welt. Es war ein schlichter, aber würdiger Abschied“, sagte der Limburger Bischof dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Aloisius Ratzinger, war am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er gilt als erster Papst der Neuzeit, der aus Altersgründen zurücktrat. Bei seiner Wahl war er bereits 78 Jahre alt.

Papst Franziskus betete in seiner Predigt für den Seelenfrieden Benedikts, erwähnte ihn jedoch nur einmal namentlich. Er sagte, die Gläubigen versammelten sich in Dankbarkeit und Hoffnung, um dem Verstorbenen „noch einmal die Liebe zu erweisen, die nicht vergeht“. Man tue dies mit „demselben Feingefühl und derselben Hingabe“, die der Tote den Menschen geschenkt habe. „Wir wollen gemeinsam sagen: ‚Vater, in deine Hände übergeben wir seinen Geist“, sagte Franziskus.

Nach der Predigt verharrte Franziskus im stillen Gebet mit Blick auf den Holzsarg Benedikts, der unter Applaus der Gläubigen bereits am Morgen vor dem Petersdom nahe des Freiluft-Altars aufgebahrt worden war. Franziskus stand dem Requiem seines Amtsvorgängers vor, doch wegen seines Knieleidens wurde die Messe am Alter vom ranghöchsten Kardinal, dem Leiter des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, zelebriert. Der 86-jährige Franziskus wurde kurz vor Beginn der Messe im Rollstuhl zum Altar geschoben.

Am Ende der Messe wurde der Sarg zurück in den Petersdom getragen, wo das Begräbnis ohne Öffentlichkeit stattfand. Zu den Grabbeigaben gehören neben Münzen und Medaillen aus Benedikts Pontifikat auch der sogenannte Rogitum, ein Text über sein Leben. Der emeritierte Papst habe Gott und den Glauben in den Mittelpunkt seiner Amtszeit gestellt, heißt es in dem Text, den der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte.

Umgang mit Missbrauchstaten

Gewürdigt wird Benedikt in dem Text auch für seinen Umgang mit Missbrauchstaten in der Kirche: Er habe „entschlossen gegen Verbrechen, die von Geistlichen an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden“, gekämpft. Die Betroffenenvereinigung „Eckiger Tisch“ hatte bereits am Mittwoch vor einer Mythenbildung gewarnt. Benedikt XVI. sei der Papst, unter dem der Missbrauchsskandal habe nicht länger unter der Decke gehalten werden können – „nicht derjenige, der etwa aktiv an der Aufarbeitung mitgewirkt hat“.