Schleuserkriminalität: Ehemaliges Kirchenareal in Köln beschlagnahmt
Das Grundstück der ehemaligen katholischen Auferstehungskirche in Köln ist Zeitungsberichten zufolge im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine mutmaßliche Schleuserbande beschlagnahmt worden. Die Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen habe im September einen entsprechenden Beschluss beim Amtsgericht Köln erwirkt, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Sonntag) unter Berufung auf den Leiter der Düsseldorfer Behörde, Oberstaatsanwalt Daniel Vollmert. In der entwidmeten Kirche ist heute ein Bürokomplex untergebracht. Er gehört demnach mehrheitlich chinesischen Migranten, die sich mit Hilfe der Immobilie den Aufenthalt in Deutschland erschlichen haben sollen.
In dem Fall geht es um den Verdacht der gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusung von wohlhabenden ausländische Staatsangehörigen aus China, aber auch dem Oman oder Südafrika. Im April fand eine Großrazzia in Nordrhein-Westfalen und sieben weiteren Bundesländern statt. Die mutmaßliche Schleuserbande soll laut den Ermittlern etwa 350 Menschen Aufenthaltserlaubnisse illegal verschafft haben.
Zu den Beschuldigten gehören auch eine Rechtsanwältin und ein Rechtsanwalt aus dem Raum Köln. Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sollen die Geschleusten an die Kanzleien Beträge zwischen 30.000 und 350.000 Euro gezahlt haben. Mit den Geldern sollen unter anderem Scheinfirmen gegründet, angebliche Wohnsitze und fingierte Lohnzahlungen finanziert worden sein. Davon profitierten vermutlich auch Immobilienfirmen und Privatleute. Die Aufenthaltserlaubnisse sollen bei den Ausländerämtern in Solingen und Kerpen, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Düren erlangt worden sein.
Die um 1906 erbaute Auferstehungskirche an der Ecke Jülicher Straße und Moltkestraße in Köln gehörte einst zur altkatholischen Gemeinde in der Domstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchenschiff komplett zerstört und nach 1945 durch eine Notkirche auf dem historischem Sockel ersetzt. In den 1990er Jahren entschied die Gemeinde aus Spargründen, das Eckgrundstück verkaufen. Das Gebäude mit Kirchturm wurde zu einem Bürogebäude umgebaut.