Scheidende Domdechantin verteidigt Cranach-Triegel-Altar

Die scheidende Domdechantin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstift Zeitz, Karin von Welck, verteidigt die umstrittene Wiederaufstellung des Cranach-Triegel-Altars im Naumburger Dom. Sie würde das Projekt „auf jeden Fall“ nochmals wagen, sagte Welck dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Der 1968 geborene Leipziger Maler Michael Triegel ergänzte ihn um einen Mittelteil.

Die Aufstellung hatte im Sommer 2022 für Kontroversen gesorgt. Kritik kam unter anderem vom Internationalen Rat für Denkmalpflege Icomos, der im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet. Demnach verdeckt der Altar die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor, insbesondere auf die der Uta von Naumburg. Diskutiert wurde auch eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels.

Vor diesem Hintergrund hatten die Domstifter 2022 eine zunächst für drei Jahre geplante Ausstellung verkürzt und den Altar auf Reisen geschickt. Erst im vergangenen Dezember wurde er wieder im Naumburger Dom aufgestellt. Ob er dauerhaft im Westchor verbleiben kann, ist noch unklar. Sie hoffe das, aber glauben könne sie es noch nicht, sagte die scheidende Domdechantin.

Welck war als Domdechantin seit 2018 Vorsitzende des Domkapitels, des Führungsgremiums der Vereinigten Domstifter. Sie war die erste Frau in diesem Amt. Am Samstag wird sie mit einem Gottesdienst im Naumburger Dom verabschiedet. Ihr Nachfolger wird der evangelische Theologe Jörg Ulrich von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.