Schauspielerin Mandoki: “Das Böse schaut nicht immer böse aus”

Im Frühjahr ließ Sandra Hüller als Hedwig Höß vielen Kinobesuchern den Atem stocken, nun ist Lara Mandoki in der gleichen Rolle in einer TV-Serie zu sehen. Sie sieht erschreckende aktuelle Bezüge.

Lara Mandoki (35), Schauspielerin, findet “neue nationalistische Entwicklungen” in Europa nach eigenen Worten beängstigend. “Es gibt sicherlich viele Gründe dafür, warum sich das so entwickeln konnte, auch Parallelen zu den 1920er Jahren”, sagte sie in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Umso mehr gelte es, sich gegen menschenverachtende Politik zu stellen, “damit ein ,Nie wieder’ auch ein ,Nie wieder’ bleibt”.

Mandoki ist am kommenden Dienstag und Mittwoch in der Doku-Drama-Serie “Die Spaltung der Welt” zu sehen, die anhand der Lebensgeschichten von sechs historischen Figuren vom Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegsjahren erzählt. Mandoki spielt Hedwig Höß, die Frau des Auschwitzer Lagerkommandanten Rudolf Höß. In der Vorbereitung habe sie viel gelesen und sich mit der nationalsozialistischen Pädagogik befasst, sagte die Darstellerin. “Aber ich darf als Schauspielerin nicht den moralischen Kommentar zu meiner Figur spielen. Meine Aufgabe ist es, komplett in die Rolle der Hedwig Höß zu schlüpfen”.

Es sei eine Herausforderung, “eine Figur zu bauen, die einerseits emotionale und verletzliche Momente hat, aber gleichzeitig ihre menschenverachtende Gedankenwelt nie verlässt”, erklärte Mandoki. Während der Schoah habe es auch Ärzte und Familienväter gegeben, “die täglich gefoltert und gemordet haben, danach nach Hause gegangen sind und mit ihren Kindern gespielt haben. Das Böse schaut nicht immer böse aus. Es ist schwer auszuhalten, aber ich finde es wichtig, sich dessen als Gesellschaft bewusst zu sein.”

In diesem Zusammenhang sei es wertvoll, wenn historische Figuren wie Hedwig Höß verstärkte Aufmerksamkeit bekämen, fügte die Schauspielerin hinzu. Dass sie die gleiche Rolle übernommen habe wie Sandra Hüller, die für ihre Darstellung von Höß in “The Zone of Interest” für einen Oscar nominiert war, mache sie stolz. Der Spielfilm habe derweil einen anderen erzählerischen Auftrag: “Sie arbeiten mit künstlerischer Verfremdung. Wir versuchen eher, die Zeit eins zu eins abzubilden und betten Hedwig Höß in den Gesamtbogen des Zweiten Weltkriegs ein.”