In seinem neuen Film geht es um den Suizid eines Familienoberhaupts. Diese Idee hatte Schauspieler Christian Berkel, als er erfuhr, dass ältere Männer tatsächlich Hauptbetroffene sind – worüber nicht nur er erstaunt war.
Unter Männern über 75 Jahren ist die Suizidrate seit Jahren besonders hoch – eine Erkenntnis, die Schauspieler Christian Berkel nach eigenen Worten verblüffend fand. Er und seine Frau Andrea Sawatzki hätten gedacht: “Wenn jemand es bis dahin geschafft hat – salopp gesagt -, dann schafft der doch auch noch den Rest”, sagte der 67-Jährige in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Diese Irritation sei die Initialzündung für den neuen gemeinsamen Film des Ehepaars gewesen.
Am Mittwoch sind Sawatzki und Berkel in dem Drama “Querschuss” zu sehen (Das Erste, 20.15 Uhr). Sie spielen Tochter und Sohn eines älteren Mannes, der sich das Leben nimmt und damit tiefe Gräben in der Familie aufreißt.
Seine Filmfigur suche nach einer eindeutigen Antwort auf die Frage, warum der Vater nicht mehr leben wollte, erklärte der Schauspieler. “Aber die gibt es eben nicht.” Der Mensch sei das einzige Lebewesen, “das die Entscheidung zum Sterben treffen und umsetzen kann – aber hat er auch das Recht dazu? Das ist eine komplexe Frage; ich würde mich nie trauen, eine eindeutige Antwort zu geben. Das ist sicher von Fall zu Fall unterschiedlich zu bewerten.”
Sawatzki sagte, für sie stehe im Film “das Bild des Aufgebens” im Vordergrund, das sie sehr schmerzhaft finde. “Es muss so eine Einsamkeit, Verzweiflung und auch ein Gefühl des Versagens sein, wenn man auf Fragen keine Antworten findet.” Zugleich treffe die verbreitete Einschätzung zu, dass ein Suizid immer auch eine große Aggression gegenüber den Hinterbliebenen sei.
Zudem gehöre die Figur des alten Vaters im Film zur “Generation des Schweigens”, fügte die 61-Jährige hinzu: “Mit dieser Unfähigkeit, über die eigenen Schmerzen zu sprechen oder das, was einen bewegt. Weil man das nie durfte, nie gelernt hat. Dass dieses Schweigen dann auch generationenübergreifend weitergegeben wird, wenn man es nicht durchbricht – das ist der Kern des Films.” Sie beide hätten viele Jahre an sich selbst gearbeitet, um es anders zu machen.