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Schatz der Urzeit – Mannheim zeigt legendären Flugsaurier

Mit klangvollen Namen wie „Archegosaurus“ oder „Zephyrosaurus“ ziehen sie Kinder wie Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann: Unter dem Titel „Saurier“ widmen die Reiss-Engelhorn-Museen (rem) in Mannheim vom 12. Oktober 2025 bis 8. August 2026 ihre große Sonderausstellung den Herrschern der Urzeit. Zu den Höhepunkten zählt der weltweit erste beschriebene Fund eines Flugsauriers, wie das Museum mitteilte.

Faszinierende Exponate – von versteinerten Überresten und Skeletten über naturgetreue Rekonstruktionen bis hin zu wissenschaftlichen Präparaten – eröffnen Einblicke in die Welt der Saurier. Als frühe Lurche und Reptilien, als Flug- und Meeressaurier sowie Dinosaurier besiedelten sie über Millionen Jahre nahezu alle Lebensräume der Erde. Nach Erkenntnissen der Paläontologie setzt sich ihre Entwicklung bis heute in den Vögeln fort.

Besonderes Glanzstück der Schau ist der erst vor wenigen Tagen eingetroffene „Pterodactylus antiquus“. Der wissenschaftlich bedeutende Flugsaurier stammt aus dem Naturalienkabinett des Kurfürsten Carl Theodor. Der Fund sei „ein Kronjuwel der Paläontologie, das Mannheim zu einem besonderen Ort der Saurierforschung macht“, betonte rem-Generaldirektor Wilfried Rosendahl. Die 24 mal 16 Zentimeter große Kalksteinplatte gilt als eines der herausragendsten und geschichtsträchtigsten Stücke der Ausstellung.

Auf ihrer Oberfläche sind die filigranen, flachgepressten Skelettreste einer urzeitlichen Kreatur zu erkennen – ein Fund, der die Wissenschaft zunächst vor ein Rätsel stellte. Um 1780 gelangte die Platte aus der Region Eichstätt (Bayern) in das Naturalienkabinett von Kurfürst Carl Theodor im Mannheimer Schloss. Cosimo Alessandro Collini, der damalige Leiter des Kabinetts, veröffentlichte 1784 eine erste Beschreibung des Fossils. Er konnte das geheimnisvolle Wesen jedoch keiner bekannten Tierart zuordnen und hielt es für ein Meereslebewesen.

Erst der französische Anatom Georges Cuvier erkannte 1801, dass es sich um ein fliegendes Reptil handelte – den später sogenannten Ptéro-Dactyle, den „Flügelfinger“. Schon kurz nach seiner Entdeckung erregte der einzigartige Fund europaweit Aufsehen. Zahlreiche Abgüsse entstanden und fanden ihren Weg in bedeutende wissenschaftliche Sammlungen – selbst Johann Wolfgang von Goethe besaß ein Exemplar. Das Original kam Anfang des 19. Jahrhunderts nach München und befindet sich heute, streng geschützt, in den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

„Es ist ein besonderer Moment, diesen Schatz wieder in Mannheim begrüßen zu dürfen“, sagte Rosendahl. „Während seines Gastspiels in den Reiss-Engelhorn-Museen hat das Publikum die seltene Gelegenheit, dieses Kleinod im Original zu sehen.“ (2566/09.10.2025)