Sänger Campino warnt vor gefährlichem “Lärm aus dem Internet”

Tausende wollten dabei sein, einige Hundert bekamen einen Platz im Hörsaal 3A der Uni Düsseldorf: Bei seinem zweiten Auftritt als Gastprofessor befasste sich Campino mit den Gefahren im Netz.

Tote-Hosen-Frontmann Campino (61) warnt vor einem schädlichen “Lärm aus dem Internet”. Bei seinem zweiten Auftritt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf kritisierte der “Gastprofessor”, dass selbst seriöse Medien Schlagzeilen aus “Quatsch in den Kommentarspalten” strickten: “Dann bekommt das eine gefährliche Qualität”, sagte der Sänger am Dienstagnachmittag vor 680 Zuhörern in Hörsaal 3A.

Wie bei seinem ersten Vortrag am 2. April war das Zuschauerinteresse gewaltig: 20.000 hatten sich um einen Platz beworben. Während es zu Monatsbeginn um das abstrakte Thema “Gebrauchsylrik” ging, äußerte sich Campino diesmal zu konkreten gesellschaftlichen Fragen. “Alle haben was zu sagen – die Kakophonie unserer Zeit”, so der Titel der Veranstaltung.

Besonders kritisch ging der Musiker in diesem Zusammenhang mit der Online-Plattform TikTok ins Gericht. Wer dort etwa den Namen des AfD-Politikers Björn Höcke eingebe, werde fortan durch Algorithmen mit entsprechenden Inhalten gefüttert. Auf diese Weise entstünden im Netz bedenkliche Echokammern, in denen die radikalsten und aggressivsten Stimmen die meiste Aufmerksamkeit bekämen.

“Das Internet ist also nicht unbedingt frei”, gab der Rockstar zu bedenken. Darum müsse man bereits im Schulunterricht mehr Medienkompetenz und einen vernünftigen Umgang mit modernen Technologien vermitteln, forderte er. Das sei unabdingbar, um zu verhindern, dass “Randgruppen von Nerds und Idioten” künftig den gesellschaftlichen Diskurs bestimmten.

Er wolle aber auch nicht zu sehr schwarzmalen, fügte der populäre Düsseldorfer hinzu: “Das Internet ist ein Werkzeug, und was man daraus macht, kommt auf uns selbst an.” So sei Künstliche Intelligenz zweifellos “das große Ding für alle von uns”. Das betreffe auch ihn als Songschreiber. “Es jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken, was da jetzt schon möglich ist”, räumte Campino ein. In einigen Jahren werde die KI vermutlich bessere Lieder produzieren als mancher Künstler. Dann könne sich jeder sein nächstes Tote-Hosen-Album selbst basteln, scherzte er.

Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen. Erster Gastprofessor war 1991 Marcel Reich-Ranicki, 2022 war es der Schauspieler Klaus-Maria Brandauer. Nach Liedermacher Wolf Biermann ist Campino nach Angaben der Universität der zweite Gastprofessor mit musikalischem Hintergrund.