Rostock: “Denkstein”-Enthüllung für ermordeten Juden Franz Josephy

Für den im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Juden Franz Josephy (1893-1944) soll am Donnerstag (18. Juli, 18 Uhr) in Rostock (Schillerstraße 12) ein „Denkstein“ enthüllt werden. Wie das Rostocker Max-Samuel-Haus am Donnerstag mitteilte, stammte der in Schwaan (bei Rostock) geborene Franz Josephy aus einer alteingesessenen jüdischen Familie in Mecklenburg, die einen Getreide- und Viehhandel in Schwaan betrieb. Ende des 19. Jahrhunderts verlegte die Familie Firma und privates Leben nach Rostock.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schule studierte Franz Josephy Jura in Freiburg, Heidelberg und Rostock. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich und drei Cousins nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1921 wurde er zum Gerichtsassessor ernannt und ein Jahr später promoviert. Er heiratete die Ärztin Edith Zimmt, die in Rostock studiert hatte. Kurz danach wurde die Tochter Marianne (1923-2009) geboren. Die Familie lebte zuerst im Haus Schillerplatz 5, dann bis 1933 in der Schillerstraße 12. 1928 trat Franz Josephy seine Tätigkeit als Amtsgerichtsrat an und war der einzige jüdische Richter Mecklenburgs.

1935 wurde er den Angaben zufolge aufgrund des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ der Nationalsozialisten zwangspensioniert. Seine Frau Edith verlor die Kassenzulassung und musste ihre Privatpraxis aufgeben. Die Familie zog nach Berlin.

Franz Josephy habe versucht, als Fotograf Geld zu verdienen, hieß es. Edith arbeitete als Krankenschwester in einem jüdischen Altersheim. 1939 konnten sie ihre 16-jährige Tochter Marianne mit einem „Kindertransport“ nach England schicken. Nach Kriegsbeginn musste Franz Josephy als Schwellenbauer und dann als Kofferträger bei den Berliner Verkehrsbetrieben Zwangsarbeit leisten.

Am 28. Mai 1943 wurde das jüdische Altersheim geräumt. Patienten und Personal – darunter auch Edith Josephy – wurden in das „Altersghetto“ Theresienstadt deportiert. „Franz wollte seine Frau nicht allein ins Ungewisse gehen lassen und begleitete sie freiwillig“, hieß es. Franz und Edith Josephy wurden am 28. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.