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Roman stößt neue Fleisch-Debatte an – Für mehr Ehrlichkeit beim Essen

Gezüchtete Menschen als Fleischlieferanten – so sieht die Dystopie von Caroline Stadsbjerg aus. Um eine Moralpredigt geht es der Autorin nicht. Doch der Roman zeigt, dass sich Essgewohnheiten verändern können.

In 90 Prozent der Fälle gut zu handeln, also etwa im Sinne der Umwelt – das wäre aus Sicht der dänischen Schriftstellerin Caroline Stadsbjerg ein realistisches Ziel. “Niemand von uns kann perfekt sein”, sagte die Autorin in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihr Debütroman “Carnivora”, der in Dänemark eine Debatte ausgelöst hat, erscheint jetzt auf Deutsch.

Das Buch spielt “in der nahen Zukunft”, in der alle Tiere ausgestorben sind. Um die Menschen weiter mit Fleisch zu versorgen, werden “Cibus” gezüchtet – die letztlich auch Menschen sind. Ihr gehe es um die Frage, ob man Nutztiere wie ein Produkt behandeln dürfe, erklärte Stadsbjerg: “Oder wie Lebewesen, die Fürsorge verdienen”.

Kaum jemand wolle beim Essen darüber sprechen, woher das Lebensmittel komme, das gerade verspeist werde, fügte die Schriftstellerin hinzu: “Das ist eigentlich schon ein Signal dafür, dass etwas seltsam läuft.” Moralische Urteile wolle sie nicht fällen, auch wenn sie selbst seit etwa zehn Jahren kein Fleisch mehr esse. “Wenn Menschen erklären, dass sie aus ethischen Gründen kein Fleisch essen, klingt das für diejenigen, die Fleisch essen, schnell wie ein Vorwurf: ‘Du machst etwas Unmoralisches’.”

Im Zusammenhang mit dem Schutz von Nutztieren werde häufig argumentiert, “dass eine ganze Industrie daran hängt, die man nicht einfach auf den Kopf stellen kann”. Allerdings, so Stadsbjerg, habe die Corona-Zeit gezeigt, “dass solche Maßnahmen durchaus möglich sind, wenn es darauf ankommt”. Inzwischen sei es etwa in Korea nicht mehr erlaubt, Hunde zum menschlichen Verzehr zu züchten, zu schlachten oder zu verkaufen: “Offenbar haben sie die Vorstellung übernommen, dass es auch unter Tieren eine Hierarchie gibt. Diese Vorstellung haben jedoch Menschen entwickelt – und damals mag es durchaus sinnvoll gewesen sein, Tiere als Nahrungsquelle zu nutzen. Das bedeutet aber nicht, dass wir es weiterhin so machen sollten.”