Musik sollte an Schulen mehr sein als ein Nebenfach: Dafür wirbt Liedermacher Rolf Zuckowski bei einem internationalen Kongress. Die Forschung hat klare Erkenntnisse dazu, was Musik bewirken kann.
Rolf Zuckowski (78), Kinderliedermacher, wünscht sich mehr Wertschätzung für Musik an Schulen. “Leider ist es in den Köpfen von Politikern und auch manchen Eltern noch nicht angekommen, dass aktiv erlebte Musik die ganze Schule positiv prägt – nicht nur den Musikunterricht”, sagte Zuckowski beim Europäischen Musiktherapie-Kongress, der am Mittwoch in Hamburg begonnen hat. Die Gesellschaft müsse erkennen, dass Kinder Musik nicht nur liebten, sondern auch brauchten.
Für viele Kinder finde die erste Begegnung mit Sprache über Lieder statt: So hätten Schlaflieder eine “riesige Bedeutung für das Seelenheil” von Kindern. Auch für geflüchtete Kinder sei es einfacher, die deutsche Sprache mit Hilfe von Songs zu lernen, fügte der Sänger hinzu.
Mit Musik könnten Menschen zu sich finden, sagte Zuckowski, der 2004 die Stiftung “Kinder brauchen Musik” gegründet hat. “Die eigene Seele spüren – das kann man durch nichts besser als durch Musik.” Zugleich entstehe durch diese Erfahrung eine Verbindung zu anderen. Für dieses “Gottesgeschenk” könne man nur dankbar sein.
Die Jugendmedizinerin Friederike Haslbeck erklärte, dass Musik schon auf die Jüngsten wirke: Selbst wenn Babys noch nicht lächeln könnten, “gehen sie in ein Lauschen”: Dann öffneten sich ihre Hände, das Gesicht entspanne sich, der Atem werde tiefer. Dies gelte insbesondere für tiefe, vibrierende Klänge, die in der Musiktherapie eingesetzt werden. Schon im Mutterleib sei man von derartigen Tönen umgeben – was auch erkläre, warum Menschen im Zug einschliefen oder das Meeresrauschen als entspannend erlebten.
Musiktherapie sei das Mittel der Wahl, wenn Sprache nicht, noch nicht oder nicht mehr möglich sei, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft, Lutz Neugebauer. Während andere Therapieformen eher funktional seien, gehe es in der Musiktherapie um “ein seelisches Mitschwingen”.
Laut Haslbeck sieht dies von außen womöglich aus wie: “Och, die geht dahin und singt ein bisschen – singt die überhaupt? Ist so leise”. Tatsächlich sei es entscheidend, “die richtige Tonart zu treffen”, nicht überzustimulieren oder die Therapie als Bühne misszuverstehen. Die Expertin verwies auf einzelne Sätze von Eltern, die Menschen für Jahrzehnte verletzen könnte: Diese Gefahr drohe auch in unseriösen oder nicht fachgemäßen Therapien.