Robert Stadlober: Mit Punk-Musik Goebbels-Rolle wieder abgelegt

Im Kino ist Robert Stadlober derzeit als NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zu erleben. Wie Leute auf die Uniformen bei den Dreharbeiten reagierten und warum man kurze, prägnante Antworten infrage stellen sollte.

Robert Stadlober (41), Schauspieler, hat seine eigene Methode entwickelt, um nach jedem Drehtag die Rolle des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels abzuschütteln. Abends habe er sich in den Park gesetzt, über Kopfhörer Punk-Musik gehört, ein Bier getrunken und eine Zigarette geraucht, sagte Stadlober der “Süddeutschen Zeitung” (Donnerstag). Zugleich habe er sich die jungen Leute angeschaut, die ihren Sommerabend genossen hätten: “Die waren so fröhlich und so bunt gemischt, aus ganz verschiedenen Ländern. Genau das Gegenteil dessen, wofür Goebbels stand. Das hat geholfen beim Runterkommen.”

Stadlober ist aktuell in dem Kinofilm “Führer und Verführte” als Goebbels zu sehen, Fritz Karl als Adolf Hitler. Jeden Morgen die NS-Uniformen anzuziehen, sei schon merkwürdig gewesen, erklärte der Künstler. “Etwas erschreckend fand ich, dass Passanten manchmal nach Fotos gefragt haben. Wir haben in Bratislava gedreht, da waren auch deutsche Sommertouristen unterwegs, die uns angesprochen haben.”

Auf die Frage, ob diese ein Foto mit ihm als Robert Stadlober oder als Joseph Goebbels hätten haben wollen, sagte er: “Ich fürchte leider Letzteres.” Das habe er aber nicht gemacht, auch keine Blödel-Fotos mit Kollegen, sondern die Uniform mit der Hakenkreuz-Binde immer so schnell wie möglich wieder ausgezogen.

Als ihm die Rolle angeboten worden sei, habe er erst mal geschluckt und sich länger mit seiner Frau beraten, erzählte der Schauspieler: “Irgendwie hat mir der Ansatz, diesen Mann, der die Massenmedien und insbesondere den Film so gut verstand, mit filmischen Mitteln zu entschlüsseln, dann doch sehr eingeleuchtet.” Deshalb habe er auch zugesagt.

Der Film soll nach den Worten von Stadlober vermitteln, dass man allzu kurze, prägnante Antworten auf schwierige Fragen erst mal infrage stellen muss: “Die Propaganda von damals gibt es heute auch noch, nur ist sie noch raffinierter geworden.” Man solle sich nicht alles, was einem der Algorithmus entgegenspüle, sofort zu eigen machen, auch wenn es noch so schön und einfach klinge. “Politik ist leider fast nie einfach”, gab der Schauspieler zu bedenken.