Die ehemalige Grünen-Parteivorsitzende Ricarda Lang kann sich trotz der Verbreitung von Desinformation, Hass und Hetze in den Sozialen Medien einen Rückzug von der Plattform X nicht vorstellen. Es sei eine Möglichkeit, unmittelbar mit Menschen in Kontakt zu kommen, sagte sie in im aktuellen Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ der Essener Funke-Mediengruppe. Das wolle sie auch nicht missen. „Weil am Ende mache ich halt Politik nicht dafür, dass ich mich dabei wohlfühle, sondern für die Menschen. Und da will ich auch für die da sein.“
Sie sei neben X beispielsweise auch auf Blue Sky unterwegs, aber das sei „natürlich eine Bubble“, in der sie Leute erreiche, die ohnehin aufgeschlossen seien für ihre Themen. „Und ich bin nicht bereit, die anderen aufzugeben“, betonte Lang. „Ich bin nicht bereit, zu sagen, weil ihr euch am falschen Ort informiert oder diskutiert, will ich euch nicht mehr erreichen.“
Lang: Anfeindungen in Sozialen Medien nicht zu nah an sich heranlassen
Sie versuche, Anfeindungen in den Sozialen Medien nicht zu nah an sich heranzulassen. „Natürlich baut man eine gewisse Rüstung um sich auf, weil man sonst wahrscheinlich auch einfach sterben würde, als wenn man es nicht aushalten würde“, sagte die Grünen-Politikerin. Menschen, die sie im Netz übel beleidigten und bedrohten, zeige sie aber an. „Wenn mir Leute im detailliertesten schreiben, wie sie mich vergewaltigen und umbringen wollen, dann sind das Dinge, wo ich finde, da muss sich niemand dran gewöhnen“, erklärte Lang.
Verletzt habe sie ein Artikel nach ihrem Rücktritt vom Parteivorsitz, „in dem dann drin stand, ich hätte der Partei dieses Thema Bodyshaming aufgezwungen“, erzählte sie weiter. Das habe sie getroffen, weil sie in den Jahren als Parteivorsitzenden so gut wie nicht über dieses Thema geredet habe. Da werde ein Thema aufgezogen, das „wird plötzlich als Waffe gegen dich verwendet“. Das finde sie perfide. „Das hat mich anders getroffen, als wenn es aber Leute schreiben, die ist scheiße, die ist fett, die ist hässlich oder so.“
