Rheinland-Pfalz und Ruanda sehen gemeinsame „Win-Win-Situation“

30 Jahren nach dem Genozid in Ruanda: Die rheinland-pfälzische Landesregierung will gemeinsam mit dem afrikanischen Partnerland eine neue Zusammenarbeit erreichen – von der Ausbildung bis zur Wirtschaft.

Vor 30 Jahren wurde in Ruanda ein Genozid verübt, bei dem radikale Hutu innerhalb von nur 100 Tagen mehrere Hunderttausend Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu töteten. Ruanda begeht in diesen Tagen die Trauerwoche #Kwibuka30. Derzeit befindet sich eine Regierungsdelegation aus Rheinland-Pfalz im afrikanischen Partnerland. Neben dem Gedenken soll es dabei um die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit gehen. Die gemeinsame Vorstellung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Präsident Paul Kagame sei eine „Win-Win Situation“, teilte die Staatskanzlei am Freitag in Mainz mit.

So könnten Pflegekräfte aus Ruanda den derzeitigen Fachkräfte-Mangel in Deutschland lindern. Dreyer traf sich mit Präsident Kagame zu einem einstündigen Gespräch. Beide vereinbarten, ein rheinland-pfälzisch-ruandisches Modell zu entwickeln, um für beide Seiten dringend benötigte Pflegekräfte zu gewinnen. So habe Ruanda sehr viele junge Menschen ohne Ausbildungsperspektive – und Rheinland-Pfalz wiederum habe aktuell mehr Ausbildungsmöglichkeiten als Auszubildende.

Als Teil der Delegation reiste Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) nach Ruanda und traf den ruandischen Bildungsminister Gaspard Twagirayezu. „Bildung ist bis heute der wichtigste Schwerpunkt unserer Partnerschaft mit Ruanda“, teilte die Ministerin mit. „Wir schaffen dadurch Zugang zu Bildung für Kinder in Ruanda und ermöglichen die Begegnung und den Austausch mit einem anderen Land, einer anderen Kultur und Sprache, die so wichtig sind, um die Welt und andere Perspektiven kennenzulernen.“ Mehr als 700 Schulen seien in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam erbaut, renoviert oder ausgestattet und 200 Schulpartnerschaften gegründet worden.

In dem Gespräch sei jetzt vereinbart worden, dass Rheinland-Pfalz in den technischen Berufen Ruanda noch stärker mit Expertise unterstützen wird. Dies sei gerade mit Blick auf Ausbildungsberufe im Bereich der Biotechnologie und auf den neuen Standort von Biontech in Ruanda zukunftsträchtig.

Großes Potenzial für Ruanda und für Rheinland-Pfalz sehe auch die Ministerpräsidentin in der Biotechnologie. Denn Ruanda sei das erste Land in Afrika, in dem in sogenannten Biontainern mRNA-Impfstoff produziert werden kann. In Mainz ist mit dem Unternehmen Biontech einer der weltgrößten Hersteller von mRNA-Impfstoffen ansässig. Zudem verwies Dreyer auf den Fernstudiengang Biotechnologie der Universitäten Bingen und Koblenz. Außerdem arbeiteten die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und ruandische Universitäten zusammen, um Fachkräfte für den Betrieb von Biontainern zu gewinnen.

Auch über die Chancengleichheit der Geschlechter informierte sich Dreyer. So traf sie im Präsidentenpalast auch Jeanette Kagame. Ruandas First Lady informierte die Ministerpräsidentin über ihre Stiftung „Imbuta“. Diese habe sich vor allem der Förderung von Mädchen verschrieben.