Rheinischer Präses warnt vor Kürzungen bei sozialen Angeboten

Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat vor Kürzungen für soziale Angebote im kommenden NRW-Landeshaushalt gewarnt. Wenn das so komme, würden Menschen mit sozialen Problemen, psychischer Krankheit, Sucht, Fluchterfahrung oder Schulden allein bleiben und schneller auf der Straße landen, sagte Latzel in seinem am Freitag in Düsseldorf veröffentlichten Martinswort. Latzel würdigte den Protest der Wohlfahrtsverbände unter dem Motto „NRW bleib sozial!“ am 13. November.

Er sei dankbar, dass sich viele Menschen ehrenamtlich wie beruflich in Gemeinden, Diakonie und Caritas für ein menschenwürdiges Miteinander einsetzten, erklärte der rheinische Präses. Diese persönliche Zuwendung könne nicht durch sozialstaatliche Maßnahmen ersetzt werden. „Aber sie ist darauf angewiesen, dass der Staat sie stärkt, fördert und unterstützt“, mahnte der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche.

Latzel rief zu einem respektvollen Umgang mit armen Menschen auf: „Stehen bleiben, nicht wegschauen, respektvoll mit diesem Menschen umgehen, nachfragen, nicht urteilen und etwas vom eigenen Geld teilen.“ Nötig sei aber vor allem ein starker Sozialstaat, in dem Menschen erst gar nicht in solch eine Situation geraten würden. „Unser Sozialstaat steht jedoch unter massivem Druck“, erklärte Latzel.

Am Martinstag würden keine Almosen oder Wohltätigkeit gefeiert, „sondern ein Miteinander in Würde“, unterstrich Latzel: „Den Mantel teilen – als Leitbild für unseren Sozialstaat.“ Am 11. November werde es an vielen Orten Umzüge zu Ehren von Martin von Tours geben. Sie seien eine geistliche Erinnerung daran, „was Mitmenschlichkeit bedeutet, und eine Ermutigung zu persönlichem wie sozialpolitischem Engagement“.

Am Martinstag, dem 11. November, laden Gemeinden, Kindergärten und Schulen zum „Laternegehen“ oder der katholischen Tradition folgend zum Sankt-Martins-Umzug ein. Der Tag erinnert an den im November 397 gestorbenen Bischof Martin von Tours, der Kranke geheilt haben soll und als Wohltäter gilt. Der Legende nach teilte der heilige Martin als junger römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus Christus im Traum. Martin ließ sich daraufhin christlich taufen und wurde Geistlicher.