Rheinische Kirche will Regeln für Taufen und Abendmahl lockern

In der Evangelischen Kirche im Rheinland sollen die Regeln für Gottesdienste und Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Abendmahl gelockert werden. Die Vorgaben für diese sogenannten Kasualien sollten reduziert werden, um den Gemeinden vor Ort mehr Flexibilität zu geben, sagte der leitende Jurist der Landeskirche, Vizepräsident Johann Weusmann, am Donnerstag in Düsseldorf. Es gehe darum, zeitgemäße Regelungen zu erlauben, die der Lebensrealität entsprechen. Bei der anstehenden Tagung der rheinischen Landessynode vom 14. bis 19. Januar in Düsseldorf soll dazu das sogenannte Lebensordnungsgesetz der zweitgrößten deutschen Landeskirche geändert werden.

Die Beschlussvorlage sieht vor, eine Reihe spezifischer Vorgaben für Gottesdienste zu streichen und die Gestaltung stattdessen stärker den Regionen und Gemeinden zu überlassen. Das bezieht sich auf die Orte und Zeiten, aber auch die Inhalte. Am Abendmahl sollen künftig alle getauften Menschen teilnehmen dürfen, also auch kleine Kinder und Säuglinge, die dann Traubensaft trinken oder gesegnet werden können. Bisher müssen Teilnehmer des Abendmahls konfirmiert sein, für Kinder ist eine Sondergenehmigung nötig.

Taufen sollen in der rheinischen Kirche künftig auch dann möglich sein, wenn keines der Elternteile evangelisch sein. Voraussetzung ist nur noch, dass eine christliche Erziehung versprochen wird.

Mit Blick auf Trauungen sind keine Veränderungen für den Alltag geplant. Allerdings soll überprüft werden, ob eine alte Regelung abgeschafft werden kann, nach der Gemeinden die seit 2016 mögliche Trauung queerer Paare ablehnen können, sofern sie dieser Praxis bereits vor Jahren widersprochen haben. Derzeitl läuft eine Umfrage unter den Gemeinden, wie viele von ihnen diese Altregelung überhaupt nutzen.

Die Landeskirche wolle mehr Freiheit ermöglichen und dafür gesetzliche Vorgaben zurückfahren, damit die Gemeinden situationsgerechte Lösungen finden und individuelle Lebensrealitäten vor Ort besser berücksichtigen könnten, sagte Weusmann. Er räumte ein, dass Veränderungen bei den Kasualien ein sensibles Thema für viele Menschen seien. Darüber werde lebhaft diskutiert, es gebe auch viel Einmütigkeit.

Debattiert wird über die Vorschläge auf der Landessynode im Januar. Weitere Themen dort sind unter anderem nötige Reformen und der Umgang mit Missbrauch. Außerdem soll der Haushalt für 2024 verabschiedet werden.