Rettungsverbände: Katastrophenschutz in Deutschland ausbauen

Hochwasser in Norddeutschland und Silvestereinsätze: Die Rettungsdienste in Deutschland waren und sind derzeit großen Belastungen ausgesetzt. Die Verantwortlichen fordern mehr Ressourcen – und sprechen Dank aus.

Vor dem Hintergrund der weiter akuten Hochwasserlage in Norddeutschland haben Rettungsverbände mehr Mittel für den Katastrophenschutz gefordert. Aus Sicht des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) muss vor allem die bundesweite Koordinierung weiter ausgebaut werden. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mahnte eine bessere materielle Ausstattung an.

Damit künftig besser auf offensichtlich durch den Klimawandel verursachte Katastrophen wie Hochwasser reagiert werden könne, brauche es eine bundesweite, koordinierte Verbesserung der Ausstattung im Katastrophenschutz, erklärte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. „Nach der Katastrophe im Ahrtal wurde die Warnung der Bevölkerung verbessert und hat diesmal in vielen Bereichen gut funktioniert.“

Wichtig sei es nun, dass das 2022 von den Innenministerien von Bund und Ländern eingerichtete Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz vollständig arbeits- und einsatzfähig werde. „Hier müssen vor allem die Feuerwehren und die Hilfsorganisationen direkt beteiligt werden“, so Banse.

Mit Blick auf die Hochwasserlage in Norddeutschland appellierte der DFV-Präsident an die Bevölkerung, sich weiterhin an die Anordnungen der Behörden wie etwa Betretungsverbote aufgeweichter Deiche oder Drohnenverbote zu halten. In der Silvesternacht hätten die Menschen in den Hochwassergebieten doppelte Belastungen aushalten müssen: „Viele Menschen haben allerdings Rücksicht gezeigt und auf ausgedehntes Feuerwerk verzichtet – damit haben sie geholfen, die Einsatzzahlen der durch das Hochwasser belasteten Feuerwehren zu reduzieren“, betonte Banse. Zugleich dankte er den ehrenamtlichen Rettungskräften, die in den vergangenen Tagen im Einsatz waren.

Nach Worten von DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sind die Defizite in der Katastrophenhilfe insbesondere in der materiellen Ausstattung weiterhin eklatant. „Nach der Hochwasser-Katastrophe in und um das Ahrtal war das Bewusstsein der politisch Verantwortlichen für den Bevölkerungsschutz gestiegen. Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Dienstag).

Laut Hasselfeldt müssen mehr sogenannte Betreuungsmodule für den Einsatz bei zerstörter Infrastruktur eingerichtet werden. „Mit einem Modul können jeweils bis zu 5.000 Menschen aufgenommen, betreut und umfassend versorgt werden.“ Von zehn geplanten Modulen gebe es jedoch bisher nur eins. „Es ist absehbar, dass wir immer öfter von Katastrophen betroffen sein werden. Womöglich auch gleichzeitig. Deswegen müssen dieser Zusage aus der Politik nun Taten folgen.“

Außerdem braucht es nach Worten von Hasselfeldt für die weltweite humanitäre Hilfe mehr Verlässlichkeit und Vorsorge. „Die Bedarfe steigen nachweisbar. Deswegen verstehe ich nicht, warum die Bundesregierung in diesem Bereich nicht noch mehr die Katastrophenvorsorge vor Ort und lokale Strukturen fördert.“