Regierungskandidat Massa gewinnt erste Wahlrunde in Argentinien

Der Regierungskandidat Sergio Massa hat überraschend die erste Runde der Präsidentenwahl in Argentinien gewonnen. Der Wirtschaftsminister von dem linken Bündnis Unión por la Patria (Union für das Vaterland) kam nach Auszählung fast aller Wahlzettel auf rund 36 Prozent der Stimmen, wie die Nationale Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte.

Auf dem zweiten Platz landete mit 30 Prozent der ultrarechte Ökonom Javier Milei von der Partei La Libertad Avanza (Die Freiheit schreitet voran), der zuvor als Favorit gegolten und alle Umfragen angeführt hatte. Beide Kandidaten müssen sich am 19. November einer Stichwahl stellen.

Patricia Bullrich, Kandidatin des konservativen Parteienbündnisses Juntos por el Cambio (Gemeinsam für den Wechsel), bekam 23 Prozent der Stimmen. Rund 35 Millionen Argentinier waren zur Abstimmung aufgerufen.

Massa, der Wirtschaftsminister in der aktuellen linksgerichteten Regierung ist, rief zur Einigkeit auf. Er werde als Präsident eine Regierung der nationalen Einheit führen, versprach der 51-Jährige. Argentinien brauche Stabilität.

Das südamerikanische Land steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei rund 115 Prozent. Immer mehr Menschen aus der Mittelschicht sind in die Armut gerutscht, die Armutsquote beträgt etwa 40 Prozent.

Mit seinem Versprechen nach einem Ausweg aus der Krise hatte der Rechtspopulist Milei gepunktet. Im Wahlkampf inszenierte er sich als politischer Außenseiter, der die Korruption der etablierten Parteien bekämpfen wolle. Er verspricht den Argentiniern weniger Steuern und einen schlanken Staatsapparat. Noch in der Wahlnacht rief er die Wähler der drittplatzierten Bullrich auf, in der Stichwahl für ihn zu stimmen.

„Wir alle, die wir Veränderungen wollen, müssen zusammenarbeiten“, sagte Milei, der sich selbst als „Anarchokapitalisten“ bezeichnet. Er sei bereit, die Karten neu zu mischen. „Wir sind in der Lage, die beste Regierung in der Geschichte zu bilden“, sagte der 53-Jährige.

Miley will die Zentralbank abschaffen und den US-Dollar als Währung einführen sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren. Er ist den Menschen durch zahlreiche TV-Auftritte bekannt, bei denen er die etablierte Politik beschimpfte.

Argentinien ist beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hoch verschuldet. Der Staatsapparat gilt als aufgebläht. Immer wieder kommt es zu Massendemonstrationen, bei denen die Menschen mehr staatliche Unterstützung und einen Kampf der Regierung gegen prekäre Arbeitsplätze einfordern.