Regensburgs Bischof verteidigt Münchner „Marsch für das Leben“

Deutlich weniger Teilnehmer als von den Organisatoren erwartet haben am Samstag am umstrittenen „Marsch für das Leben“ in der Münchner Innenstadt teilgenommen. Ein Polizeisprecher sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage, die Einsatzkräfte hätten bis zu 3.000 Teilnehmer bei der Demo und Kundgebung gezählt. Der Verein „Stimme der Stillen“ hatte bis zu 8.000 Menschen erwartet. Der „Marsch für das Leben“ steht wegen rechtspopulistischen und -extremen Teilnehmern in der Kritik.

Der Verein „Stimme der Stillen“ hatte wohl vor allem wegen der momentanen politischen Debatten mit mehr Zulauf gerechnet. Zum einen will die Bundesregierung mit einem neuen Gesetz die Belästigung von Frauen vor Beratungsstellen und Arztpraxen durch Abtreibungsgegner als Ordnungswidrigkeit verbieten. Außerdem gibt es den Vorschlag einer Expertenkommission, frühe Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Dieser soll offiziell erst am Montag (15. April) präsentiert werden, sorgte aber vorab schon für Kritik und Proteste.

Das Münchner Bündnis „Gemeinsam gegen Rechts“ hatte den „Marsch für das Leben“ voran als einen der größten Events der rechten Szene in München bezeichnet. Er diene als Plattform für fundamentalistisch-christliche, konservative und extrem rechte Akteure, um gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche zu demonstrieren, teilte es mit. Kritiker des Marschs beklagen seit Langem die halbherzigen Bemühungen der Veranstalter, sich von Teilnehmenden aus dem radikal und extrem rechten Spektrum abzugrenzen.

Auch die AfD nutzt den „Marsch für das Leben“ immer wieder als Plattform, läuft öffentlichkeitswirksam mit. Das ist deswegen pikant, weil mehrere katholische Bischöfe den Marsch nicht nur unterstützen, sondern sich auch immer selbst daran beteiligt haben. Heuer haben die Bischöfe Stefan Oster (Passau) und Gregor Maria Hanke (Eichstätt) ein Grußwort formuliert. Hanke warnte darin zumindest, dass man darauf achten müsse, dass der Einsatz für den Lebensschutz nicht für andere politische Zwecke instrumentalisiert wird.

Diese Warnung hielt den katholischen Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer allerdings nicht von einer Teilnahme am „Marsch für das Leben“ ab. Er verteidigte die Demonstration mit den Worten: „Wir machen von unserem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch, für ein Grundrecht unsere Stimme zu erheben, das von unserem Grundgesetz geschützt ist.“ All jene, die einen an der Teilnahme des „Marschs für das Leben“ hindern wollten, seien „Feinde der Demokratie“, sagte Voderholzer laut einer Mitteilung seines Bistums vom Sonntag.

Größere Störungen oder Zwischenfälle gab es nach Angaben der Polizei weder beim „Marsch für das Leben“ noch den angemeldeten Gegendemonstrationen. (00/1188/14.04.2024)