Der ARD-Vorsitzende Florian Hager erwartet tiefgreifende Folgen des Reformstaatsvertrags, der ab Montag gilt. Dieser werde nicht nur Auswirkungen auf die Öffentlich-Rechtlichen, sondern die gesamte Medienlandschaft haben.
Der ARD-Vorsitzende Florian Haber rechnet damit, dass der am 1. Dezember in Kraft tretende Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk das gesamte deutsche Mediensystem verändert. “Das betrifft nicht nur die ARD oder das ZDF, das hat Auswirkungen auf die ganze Medienlandschaft in Deutschland”, sagte Hager, der auch Intendant des Hessischen Rundfunks ist, bei einem Pressegespräch nach der turnusmäßigen Intendantensitzung in München.
Der Reformstaatsvertrag schärft den Auftrag für die öffentlich-rechtlichen Angebote, verordnet ARD, ZDF und Deutschlandradio mehr Zusammenarbeit und sieht auch die Reduzierung von Radiowellen und TV-Spartenkanälen vor. So werden nach ARD-Angaben die terrestrischen Hörfunkprogramme PULS, BR24live, BR Verkehr, BR Schlager, MDR Klassik, MDR Tweens, MDR Schlagerwelt, NDR Schlager, NDR Blue, NDR Info Spezial, WDR Event und WDR Die Maus wegfallen. Insgesamt darf die ARD nach den neuen Spielregeln nur noch 53 Radiowellen terrestrisch über die Antenne ausstrahlen.
Welche TV-Kanäle wegfallen, will die ARD bis spätestens Mitte 2026 klären, kündigte Hager an. “Klar ist, dass ab 1. Januar 2027 keine Kanäle mehr beauftragt sind, die nicht gemeinsam von ARD und ZDF veranstaltet werden”, sagte Hager. Hierin liege auch die große Herausforderung. Schon Einigkeit in der ARD herzustellen, sei ein “komplexes Problem”, so Hager. “Das auch noch mit dem ZDF zu verheiraten ist ‘next level shit'”. Nicht betroffen ist hierbei der Kinderkanal von ARD und ZDF. Dessen lineare Ausstrahlung sei überdies bis Anfang 2033 festgeschrieben, trat Hager Gerüchten entgegen, das lineare Programm des KiKA könne bereits zum Januar 2027 eingestellt werden.
Hager kritisierte die jetzt in Kraft tretenden Verschärfungen beim Verbot der Presseähnlichkeit. Angebote wie die Tagesschau App würden die neuen Vorschriften ab Montag umsetzen und statt Texten klar Audio- und Videobeiträge in den Vordergrund stellen, kündigte Hager an. “Da gibt es keinen Spielraum, auch wenn sich so das Tempo für uns verlangsamt, da es einfach länger dauert, solche Audios und Videos zu aktuellen Ereignissen zu produzieren”, sagte der ARD-Vorsitzende. Die ARD rechne daher auch damit, dass ihre Reichweite zurückgehe.
Insgesamt zog Hager aber eine positive Bilanz der ARD-Digitalisierungsstrategie. So nutzten aktuell täglich 2,2 Millionen Menschen die ARD-Mediathek. Erfreulich sei auch der hohe Marktanteil von 41 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.