Reformierte Kirchen kritisieren Armut und Ungleichheit in der Welt

Die Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen tagt noch bis Donnerstag. Der TV-Gottesdienst war ein Höhepunkt.

Etwa 1.200 Menschen feierten den Gottesdienst
Etwa 1.200 Menschen feierten den GottesdienstRolf Zoellner / epd

Berlin. Der oberste Repräsentant der reformierten protestantischen Kirchen, Chris Ferguson, hat mehr Engagement gegen Armut, Gewalt und Ausbeutung gefordert. "Wir sind dazu aufgerufen, uns gegen jede Form der Ungerechtigkeit in der Wirtschaft und gegen die Zerstörung der Erde zu wenden", sagte der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen am Sonntag in einer Predigt im Berliner Dom. Christen müssten stets an der Seite der Opfer stehen.
Auch Vertreterinnen von Kirchen aus der Karibik, Indonesien, Griechenland und Deutschland riefen in dem Gottesdienst dazu auf, sich der "Herrschaft von Armut" zu widersetzen und für "die Herrschaft des Rechtes und der Gerechtigkeit" einzutreten. Menschenrechtsverletzungen dürften nicht hingenommen werden, sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber. Christen müssten "verändern, was in unserer Macht steht".

Einsatz für soziale Gerechtigkeit

Der Gottesdienst, der live vom ZDF übertragen wurde, war einer der Höhepunkte der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die seit Donnerstag in Leipzig tagt. Die rund 1.200 Delegierten aus 100 Ländern waren dafür am Sonntagmorgen vom Tagungsort in Sachsen angereist.
Gott habe "ein ureigenes Interesse an der Bekämpfung von Systemen, die Armut oder Unterdrückung hervorbringen oder unterstützen", betonte Yvette Noble-Bloomfield, oberste Repräsentantin der Vereinigten Kirche Jamaikas und der Kaimaninseln in dem Gottesdienst im Berliner Dom: "Armut zerstört Seele, Körper und Geist."
Die christliche Botschaft bedeute, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und Verantwortung für die Erde zu übernehmen, betonte der Kanadier Ferguson. Der Zustand der Welt, die "von Krieg und Gewalt, von massiver erzwungener Migration und von geschlechtsbezogener Gewalt beherrscht" werde und "wirtschaftlichen und ökologischen Ungerechtigkeiten" ausgesetzt sei, dürfe nicht hingenommen werden.
Die Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die nur alle sieben Jahre zusammenkommt, tagt noch bis kommenden Freitag.
Weltweit gehören rund 80 Millionen Menschen einer reformierten Kirche an. Die Weltgemeinschaft hat laut Ferguson aktuell 233 Mitgliedskirchen, 126 davon hätten Delegierte nach Leipzig geschickt. In der Lehre beziehen sich reformierte Christen, anders als etwa die Lutheraner, die theologisch in direkter Nachfolge Luthers stehen, vor allem auf die Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli (1484-1531) aus Zürich und Johannes Calvin (1509-1564), der in Genf wirkte. (epd)