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Reform des Theologiestudium: Ein Anfang ist gemacht

Pfarrausbildung vor dem Umbruch: Das Theologiestudium soll künftig auch im Bachelor-Master-System möglich sein. Ein Kommentar über die Balance zwischen wissenschaftlicher Tiefe und kirchlicher Praxis.

Mit einer Reform des Theologiestudiums will der Fakultätentag auf sinkende Studierendenzahlen reagieren
Mit einer Reform des Theologiestudiums will der Fakultätentag auf sinkende Studierendenzahlen reagierenepd-bild/Jens Schulze

Die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern soll sich ändern. Das ist gut – erfordert aber genaues Hinsehen. Der Evangelisch-Theologische Fakultätentag hat beschlossen, dass das Theologiestudium künftig auch im Bachelor-Master-System möglich sein soll. Bisher endete das Studium mit einem kirchlichen Examen über die ganze Breite theologischer Fächer. Das gilt als anspruchsvoll, aber schwerfällig. Ein Bachelor-Studium ist kürzer, besser planbar und eröffnet berufliche Möglichkeiten außerhalb des Pfarramts.

Theologiestudium lang und nicht lebensnah

Die Reform ist überfällig. Die Zahl der Pfarrpersonen sinkt seit Jahren, viele Studierende empfinden das Studium als lang und wenig lebensnah. Das neue System will Flexibilität: Fakultäten und Landeskirchen sollen selbst entscheiden, ob sie das bisherige Modell behalten oder auf Bachelor und Master umstellen.
Doch Vorsicht: Die Kirche braucht theologisch fundierte Fachleute. Ohne gründliche Ausbildung wächst die Gefahr, dass zu einfache Antworten Oberhand gewinnen. Ein Blick in manche Freikirchen und in die USA zeigt, wohin es führt, wenn wissenschaftliche Reflexion hinter Überzeugungen zurücktritt.

An alten Sprachen soll festgehalten werden

Darum muss klar sein, was unverzichtbar ist – und was nicht. Gesprächsbedarf gibt es etwa bei den alten Sprachen: Hebräisch, Griechisch und Latein bleiben Pflicht – bei überschaubarem Ertrag im späteren Pfarrberuf. Zudem droht Zersplitterung: Wenn die Landeskirchen künftig unterschiedliche Studienmodelle und Abschlüsse anbieten, könnten Theologinnen und Theologen dorthin gehen, wo die Bedingungen einfacher oder sicherer sind – umso mehr, als Rheinland und Westfalen diskutieren, ob sie auf den Beamtenstatus für Pfarrerinnen und Pfarrer verzichten wollen.

Gut, dass Bewegung in die Sache kommt. Aber die Kirchen stehen erst am Anfang eines Weges, der womöglich noch einiger Richtungskorrekturen bedarf.