Die Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin hat im Zuge einer Nachüberprüfung für neun weitere Todesfälle in Thüringen seit 1990 einen rechtsextremistischen Hintergrund festgestellt. Die Beauftragung zeige, dass die Landesregierung weiter fest zu ihrer Verpflichtung stehe, politisch motivierte Kriminalität und Extremismus zu bekämpfen, erklärte Innenminister Georg Maier (SPD) am Donnerstag bei der Übergabe des Gutachtens an den Thüringer Landtag.
Laut der Opferhilfsorganisation „ezra“ wurden zwölf tödliche Gewalttaten untersucht. Bisher galt nur der Mord an dem 45-jährigen Familienvater Karl Sidon vom 18. Januar 1993 als rechtsextremistische Tat. „ezra“-Sprecherin Franziska Schestak-Haase forderte eine zügige staatliche Anerkennung der eingeordneten Fälle bis Ende 2025 seitens des Landes. Dies ermögliche Angehörigen, Härteleistungen beim Bundesamt für Justiz zu beantragen.
Die Studie bestätigte zusätzlich zum Fall Sidon rechtsextreme Motive bei den Tötungsdelikten an Heinz Mädel (Erfurt, 1990), Rolf Baginski (Nordhausen, 1991), Ireneusz Szyderski (Erfurt, 1992), Jana G. (Saalfeld, 1998), Axel Urbanietz (Bad Blankenburg, 2001), Hartmut Balzke (Erfurt, 2003), Oleg Valger (Gera, 2004), Klaus-Peter Kühn (Suhl, 2012) sowie Mario K. (Altenburg, 2020). Weiter als Verdachtsfälle werden die Todesfälle von Mario Jödecke (Schlotheim, 1993) und Sandro Beyer (Sondershausen, 1993) geführt. Grundlage der Untersuchung war ein Landtagsbeschluss aus dem Jahr 2018.