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Rassismusforscher sieht mehr gesellschaftliche Vielfalt

Trotz anhaltender Diskriminierung schafft die Demokratie in Deutschland nach Ansicht des Rassismusforschers Lorenz Narku Laing immer mehr Rechte für Menschen der sogenannten BIPoC-Community. Dies betreffe Menschen mit dunkler Hautfarbe, wie ihn selbst als schwarzen Deutschen, sowie auch Frauen oder Menschen mit Behinderung. „Ich sehe eine neue Gesellschaft, in der Vielfalt normal und alltäglich sein wird“, sagte Laing am Freitagabend auf dem Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche in Essen.

„Die Diversity Party wird großartig sein“, formulierte der 33-jährige Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum einen positiven Ausblick. Schon jetzt gebe es viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, etwa ein Fünftel der unter 25-Jährigen zähle sich zur BIPoC-Community, in Kindergärten sei es oft die Mehrheit.

Die Abkürzung BIPoC stammt aus dem anglo-amerikanischen Raum und steht für „Black, Indigenous and other People of Color“, auf Deutsch Schwarze, Indigene und andere Menschen mit dunkler Hautfarbe.

Laing berichtete den Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft in der Essener Marktkirche allerdings auch von diskriminierenden Alltagserfahrungen. Etwa von seiner eigenen Immobiliensuche in Essen, als er erst als „Dr. Lorenz“ zu Besichtigungen eingeladen worden sei. Oder vom Disko-Besuch mit jungen Verwandten, wo er erst eingelassen wurde, nachdem die Türsteher ihn gegoogelt hatten. „Viele Menschen haben ein Problem mit Vielfalt in der Gesellschaft“, räumte Laing ein. Als Gründer des Unternehmens Vielfaltsprojekte GmbH in Essen berät er Wirtschaftsunternehmen, Sozialverbände, Kirchen oder Kultureinrichtungen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den German Diversity Award.

Um eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu schaffen, sei es nötig, die Versprechen des Grundgesetzes und der Demokratie auf politische und soziale Gleichheit aller Menschen umzusetzen. „Wir brauchen ein positives Programm und eine Praxis des Teilens“, forderte Laing. Dazu würden etwa Kirchen, Gewerkschaften, Journalismus oder Menschen in sozialen Berufen bereits viel beitragen. Für ihn selbst als Christ sei Vergebung nach jeder Anfeindung wichtig. Vielfalt brauche Vergebung. „Wir bekämpfen nicht weiße Menschen, wir bekämpfen Rassismus“, betonte der Diversity-Experte.