Raps ist ein Multitalent

Das ist toll für das Auge. Derzeit sorgen riesige gelbe Rapsteppiche für Farbe in Deutschland. Die Blüte kommt diesmal ausgesprochen früh.

Deutschland blüht gerade etwas. Und zwar deutlich früher als üblich. Neben Kirschpflaume, Schlehe und ersten Obstbäumen schmeicheln derzeit riesige gelbe Rapsfelder dem Auge. Bis zu vier Wochen kann die farbenfrohe Blüte andauern.

Auf 1,2 Millionen Hektar beziffert das Statistische Bundesamt die Anbaufläche für Raps in Deutschland – und berichtet von wieder leicht anwachsenden Flächen. Damit ist die Krautpflanze nach Weizen, Mais und Gerste die vierthäufigste Anbaukultur. Die größte Anbaufläche verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 179.000 Hektar, gefolgt von Sachsen und Sachsen-Anhalt mit um die 100.000 Hektar.

Allerdings hat Deutschland dabei keine Spitzenposition. Kanada und Indien liegen mit Anbauflächen von rund 9 Millionen Hektar vor China mit rund 7 Millionen Hektar. Australien folgt mit über 3 Millionen Hektar, Russland mit 2,3 Millionen. Die Ukraine, die ihre Rapsölprodukte nur unter Schwierigkeiten auf den Weltmarkt bringen kann, und Deutschland liegen fast gleichauf.

Raps ist ein Multitalent – und Deutschlands wichtigste nachwachsende Ölquelle. Man findet das Kreuzblütengewächs in zahlreichen Produkten – ob als Speiseöl, Biodiesel, Schmierstoff, in Farben und Kosmetika. Auch die ausgepressten Rapssamen finden noch Verwendung. Der Rapsschrot liefert ein eiweißreiches Futtermittel für Rinder und Schweine und stellt eine Alternative zu importiertem Sojafutter dar.

Ein Hektar Raps liefert je nach Sorte, Feldbeschaffenheit und Niederschlag etwa 4 bis 5 Tonnen Ertrag pro Hektar. Daraus lassen sich rund 1.450 Liter Rapsöl erzeugen. Rund 8,6 Millionen Tonnen Raps wurden 2022 in Deutschland verarbeitet – vier Millionen aus heimischer Ernte, die andere Hälfte wird importiert. Daraus entstanden insgesamt 3,7 Millionen Tonnen Rapsöl. Nur etwa ein Viertel davon wurde in der hiesigen Nahrungsmittelindustrie verwendet. Der Rest wurde zur Energiegewinnung sowie für technische Zwecke und als Futteröl eingesetzt.

Raps ist eine relativ junge Kulturpflanze. Sie entstand vermutlich im Mittelmeerraum aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Kohl und Rübsen. Schon den Römern war die Pflanze bekannt, aber erst ab dem 17. Jahrhundert gewann der Rapsanbau in der Landwirtschaft an Intensität – vor allem in den Niederlanden und im nordwestlichen Deutschland.

Genutzt wurde sein Öl vor allem für Lampen. Mit Beginn der Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts und dem steigenden Bedarf an technischen Ölen weitete sich der Anbau in anderen Teilen Deutschlands und Europa aus. Rapsöl wurde Schmiermittel in Dampfmaschinen sowie Grundstoff für die Seifenherstellung und für Kosmetika.

Im 20. Jahrhundert war der Anbau starken Schwankungen unterworfen. In den beiden Weltkriegen stieg die Anbaufläche im Zuge staatlicher Verordnungen wieder an, um danach ebenso rasch wieder abzunehmen. Preiswertes Erdöl und importierte Pflanzenöle ersetzten die heimische Rapsproduktion.

Zum Verzehr war Rapsöl anfangs nicht gut geeignet: Der Grund liegt im bitteren Geschmack des Rapsöls durch die Erucasäure. Mit Aufkommen der Margarine um 1875 änderte sich das erstmals ein wenig. Ab den 1970er Jahren kam durch Neuzüchtungen auch ein wohlschmeckenderes Rapsöl auf den Markt. Seit den 2000er Jahren nutzt man Raps auch als nachwachsenden Rohstoff, um Biokraftstoff als grünen Treibstoff zu erzeugen. Die Produktion zog wieder an – inklusive der Debatte um gentechnische Veränderungen und den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat.

Zwar ist die Rapspflanze selbstbestäubend. Doch wenn sie von Bienen angeflogen wird, erhöht das die Erträge. Eine Win-Win-Situation für Landwirte und Imker. Raps ist extrem attraktiv für Bienen. Für viele Imkereien sei die Rapstracht die erste ergiebige Honigernte des Jahres, betonen Imker-Verbände und Landwirtschaftskammern. Die Blüten sind reich an Pollen, und die Nektarproduktion ist enorm. Bei Berufsimkern macht Rapshonig bis zu 40 Prozent der Jahresernte aus. Schnell kommen 40 Kilo Rapshonig pro Hektar zusammen.