Ramelow: Kann mit Anfeindungen wegen meiner Legasthenie umgehen

Laut Schätzungen besteht bei Hunderttausenden in Deutschland eine Lese-Rechtschreibschwäche. Auch Thüringens Ministerpräsident Ramelow ist Legastheniker und daher oft Ziel von Spott und Hohn. Doch er kennt ein Gegenmittel.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erlebt wegen seiner Lese-Rechtschreibschwäche viele Anfeindungen in den Sozialen Medien. „Ich gehe offen mit dem Thema Legasthenie um, mit meinem eigenen Handicap“, sagte er im Interview mit „Ippen.Media“ (Mittwoch). „Auch, um andere Menschen zu ermutigen: Leidet nicht unter eurem Handicap, sondern nehmt es an und geht positiv damit um“, so Ramelow. „Und wenn einer kommentiert: ‚Der kann ja gar nicht schreiben‘, antworte ich immer: ‚Ja, stimmt'“, so der seit 2014 amtierende Ministerpräsident.

Eine Zeitlang hätten ihn solche persönlichen Beleidigungen verletzt. „Aber ich habe eine Methode gefunden, die mir in solchen Momenten hilft. Wenn sich eine Verletzung gefährlich meiner Seele nähert, stehe ich auf und gehe eine Runde durch die Stadt und gucke Menschen an. Und dann werde ich unzählige Male freundlich gegrüßt und angelächelt. Und dann denke ich: ‚Jo, das ist die eigentliche Welt'“, sagte der Linken-Politiker.

Er blocke überdies konsequent aggressive Nutzer. Inzwischen seien das „bestimmt 15.000“, sagte der Ministerpräsident: „Darunter viele Bots. Aber auch Tausende aus der braun-blauen AfD-Ecke und irgendwelche Querdenker.“ Ramelow (68) ist seit 2009 bei X (vormals Twitter) aktiv. Der Umgang miteinander sei dort deutlich rauer geworden. „Auf X ist der Ton teilweise widerlich, spätestens seit Elon Musk übernommen hat und es anscheinend keine Regeln mehr dort gibt“, sagte der Politiker.