„Radeln ohne Alter“: Ein Ausflug mit der Rikscha

Jede und jeder hat ein Recht auf Wind in den Haaren! Diesem Motto getreu beteiligt sich die Kirchengemeinde St. Martin in Bramsche am Projekt „Radeln ohne Alter“.

Ehrenamtliche fahren in Bramsche Menschen aus Altenheimen per Rikscha zu schönen und besonderen Orten.
Ehrenamtliche fahren in Bramsche Menschen aus Altenheimen per Rikscha zu schönen und besonderen Orten.St. Martin-Bramsche

In Bramsche werden jetzt die Rikschas aus der Garage geholt: Eva Gronemann und ihr Mann Peter von der dortigen Kirchengemeinde St. Martin bieten dort gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen seit 2021 „Radeln ohne Alter“ an.

Das ist eine 2012 in Kopenhagen gegründete Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen mit eingeschränkter Mobilität gesellschaftlich teilhaben zu lassen. Inzwischen gibt es Ableger in rund 40 Ländern.

In Bramsche geht es erst einmal darum, Menschen aus Alten- und Pflegeheimen zu einer Rundfahrt einzuladen. „Ich hatte von dem Projekt in der Zeitung gelesen und dachte, dass das für Bramsche toll wäre“, sagt Eva Gronemann. Als Kantorin an St. Martin fand sie in ihrer Kirchengemeinde schnell Unterstützung. Das Projekt ist in Bramsche zu einem großen Erfolg geworden: Im vergangenen Jahr wurden 200 Fahrten gebucht, rund 25 Helfende organisieren die Ausflüge ehrenamtlich.

Klosterkammer Hannover unterstützt das Projekt

Der Anfang war nicht einfach: „Wir haben uns verschiedene Rikscha-Modelle angesehen und konnten uns eine in Münster ausleihen“, so Eva Gronemann. Damit stellten sich Mitglieder der Kirchengemeinde auf den Marktplatz von Bramsche. Sie warben für das Projekt, verteilten Flyer und stießen dabei auf großes Interesse.

Geldgebende waren bald gefunden. So hat zum Beispiel die Klosterkammer Hannover das Projekt unterstützt. „Wir haben gleich drei Rikschas gekauft“, sagt Gronemann. Damit sind die Ehrenamtlichen viel flexibler.

In jede Rikscha passen zwei Passagiere, hinter ihnen sitzt der Fahrer, und das Ganze hat einen Elektro­antrieb. „Es gibt Bügel für ein sicheres Fahren, und so können auch Menschen mitfahren, die in ihrer Mobilität sehr stark eingeschränkt sind“, sagt Gronemann.

Freiheit mit zwölf Stundenkilometern

„Jeder hat ein Recht auf Wind in den Haaren“, lautet das Motto von „Radeln ohne Alter“ – gerade dann, wenn die Haare schon weiß sind. Mit zwölf Kilometern pro Stunde geht es durch den Ort. „Mit Hilfe der Rikschas können die Menschen persönliche Erinnerungsorte besuchen“, sagt die Initiatorin. „Ich hatte einmal zwei Damen in der Rikscha, und eine sagte plötzlich: Da ist ja die Bank, auf der ich immer mit meinem Mann gesessen habe.“ Andere besuchen altvertraute Orte, die sie sonst nicht erreichen können, oder genießen es, einmal unterwegs zu sein. „Ich habe auch schon erlebt, dass jemand bei der Fahrt angefangen hat zu singen.“

„Mit der Rikscha haben wir ein anderes Tempo als Menschen mit dem Rollator“, sagt Eva Gronemann. „Dazu kommt, dass wir oft einfach mal durch das Zentrum fahren und dann viele Menschen auf uns aufmerksam werden und grüßen.“ Zugleich ergäben sich unterwegs gute Gespräche zwischen Fahrer und Mitfahrern.

Rikscha-Fahrt als Geschenk für Oma und Opa

Fahrten werden alle zwei Wochen an den Heimen angeboten, zusätzlich gibt es eine Handynummer, unter der Fahrten gebucht werden können. „Da bestellen auch mal Menschen eine Rikscha-Fahrt als Geschenk für ihre Oma.“

Geld fließt dafür nicht, die Fahrten werden kostenlos angeboten. „Wir haben ein Spendenkonto, über das wir Reparaturen, die jährliche Inspektion und Versicherung bezahlen.“

Das Projekt wird nicht nur von Kirche und Ehrenamt getragen, sondern auch von Menschen aus Bramsche. „Wir hatten Mühe, Stellflächen für die Rikschas zu finden“, sagt Eva Gronemann. „Deshalb hat unser Superintendent sein Brennholz weggeräumt und uns seinen Carport zur Verfügung gestellt.“ Eine andere Rikscha steht auf dem Parkplatz des Bürgermeisters – der kommt immer mit dem Fahrrad ins Rathaus.

Kontakt und Informationen bei St. Martin Bramsche.