Eltern sollten aus Sicht der Psychotherapeutin Ellen Greimel auch über schlechte Nachrichten von Kriegen und Krisen stets offen mit ihren Kindern sprechen. Wenn ein Kind merke, dass seine Eltern auch aus negativen Situationen das Beste zu machen versuchten, “dann kann es solche günstigen Muster der Bewältigung frühzeitig lernen”, erklärte die Münchner Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch).
Ein generelles Ausblenden der Nachrichtenlage, um dadurch einen vermeintlichen Schutz zu schaffen, sei hingegen keine gute Möglichkeit, mahnte die Expertin. Kinder erführen von schlimmen Nachrichten ansonsten ohnehin in der Schule oder auch über das Radio im Auto und müssten sich dann damit auseinandersetzen. “Da ist es besser, selbst behutsam darüber zu sprechen und es einzuordnen, bevor es andere tun”, rät Greimel.
Insbesondere durch die Sozialen Medien seien Kinder und Jugendliche heutzutage viel mehr Bildern und Informationen ausgesetzt als früher, so die Psychotherapeutin. “Sie werden ja von Nachrichten geradezu überrollt, die sind allgegenwärtig.” Bei vielen Kindern könne das zu einer Überbelastung bis hin zu Depressionen führen, gerade in den Fällen, in denen depressive Erkrankungen schon häufiger in der Familie vorkommen. Hier müssten Eltern besonders aufmerksam sein, “für die Signale, die das eigene Kind aussendet”.
Genauso gebe es aber auch Kinder, die zu diesen Themen das Gespräch mit ihren Eltern suchten. Dabei ist es laut der Therapeutin besonders wichtig, sich offen und interessiert für das zu zeigen, was Kinder sich im digitalen Raum anschauten. “Nicht gleich urteilen, sondern erst einmal fragen: Magst du mir was zeigen? Hast du darüber etwas gehört? Dann fangen sie vielleicht an zu erzählen, und man kann ihnen helfen, die Nachrichten besser einzuschätzen.” Dabei könne auch präventiv darüber gesprochen werden, was zuverlässige Quellen sind und welche Kanäle nicht konsumiert werden sollten.
Zudem rät Greimel Eltern dazu, ihren Kindern unbelastete Räume und gemeinsame Rituale zu schaffen. “Das können kleine Dinge sein, zusammen einkaufen, kochen, spielen.” Gerade zu Weihnachten sei es auch eine gute Möglichkeit, gemeinsam Geschenke für notleidende Kinder in anderen Ländern zu packen. “Damit kann man Anteilnahme fördern und gleichzeitig aufzeigen, dass man zumindest im Kleinen etwas bewirken kann.”