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Psychologin: So findet man ein passendes Ziel – Mehr als Wünsche

Ziele geben dem Leben eine Richtung und mitunter einen Sinn. Dabei gehören Rückschläge dazu. Eine Entwicklungspsychologin erklärt, wie jede und jeder ein realistisches Ziel finden kann – und wie es sich erreichen lässt.

Der Weg ist das Ziel – an diesem Sprichwort ist nach Worten einer Entwicklungspsychologin durchaus Wahres dran. Es brauche eine Kopplung zwischen Zustand und Weg, sagte Alexandra M. Freund im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Mai-Ausgabe). “Wenn ich nur einen erstrebenswerten Zustand im Kopf habe, handelt es sich um einen Wunsch. Wenn man Glück hat, gehen Wünsche in Erfüllung”. Ziele verfolge und erreiche man dagegen selbst.

Dafür gelte es, aktiv zu werden – egal, ob es sich um ein winziges oder um ein sehr ambitioniertes Ziel handle. Die Zürcher Professorin nannte ein Beispiel: “Ich stehe jeden Morgen auf und gehe nach dem Frühstück in die Schule, ohne konkret dabei täglich an mein Ziel ‘Abitur’ zu denken.” Das Ziel bestimmte die alltäglichen Handlungen und damit auch Aufmerksamkeit, die Interpretation und Bewertung von Situationen.

Ohne eine solche Klarheit bekomme das Leben “eine Willkürlichkeit, durch die alles zerfasert”, warnte Freund. “Ohne Ziele fehlt mir die Motivation, etwas zu tun, was über die momentane Bedürfnisbefriedigung hinausgeht.”

Zugleich kämen persönliche Ziele nicht aus dem Nichts, sagte die Expertin. “Auch wenn es uns häufig nicht bewusst ist, basieren sie immer auch auf sozialen Erwartungen und Normen, sowohl auf gesellschaftlichen als auch auf jenen aus unserer direkten sozialen Umgebung”. Auch wer sich gegen ein bestimmtes Ziel entscheide oder bestimmte Erwartungen nicht erfüllen wolle, setze sich damit zumindest auseinander.

Ziele zu reflektieren, ermögliche indes persönliches Wachstum, erklärte die Psychologin. Wer etwa erkenne, dass nicht er selbst gescheitert sei, sondern ein Ziel unerreichbar war, könne sich ein neues Ziel stecken, “das meinen Möglichkeiten besser entspricht”. Dazu sei es sinnvoll, auch die Einschätzung anderer zu hören. Schwieriger sei es bei endgültigen Misserfolgen: “Eine gescheiterte Ehe wird wohl von den wenigsten als eine Herausforderung oder eine Chance erlebt, zumindest nicht gleich.” Mit der Zeit könne man sich jedoch fragen, welche Lernmöglichkeit in diesem Scheitern liege.