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Psychologe: Trumps Humor ist die authentische dunkle Seite

Donald Trump sagt, was Sache ist – “wie früher der Hofnarr”, meint der Humor-Forscher Willibald Ruch. Journalisten mit Behinderung nachmachen, Frauen beleidigen, Comedians verunglimpfen? Die dunkle Seite von Humor.

Humor muss sich nach Worten des Psychologen Willibald Ruch nicht zwangsläufig positiv ausdrücken. “Dieser Idee hängen wir immer noch nach, und die täuscht uns”, sagte der Zürcher Hochschullehrer im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). “Wie finden Sie denn den Humor des amerikanischen Präsidenten?”, so Ruch auf Nachfrage: “der Journalisten mit Behinderung nachmacht, Frauen beleidigt oder Comedians verunglimpft? Hinter dem Humorbegriff kann sich auch Schlechtes verbergen: Zynismus und Sarkasmus.”

Als Erklärung, warum Donald Trump mit seiner Art so viele Menschen begeistere, nannte Ruch “Authentizität”. Trump sage, was Sache ist – “wie früher der Hofnarr”. Der Psychologe weiter: “Man glaubt einem Komiker mehr als einem Politiker, dem man das angelernte Gehabe ansieht und von dem man ahnt: Der sagt eh nicht, was er denkt.”

Ruch erklärt im Interview auch den Humor des 18. Jahrhunderts, wo es den “man of humour” gegeben habe, der andere gut nachmachen konnte. Von da an sei Humor auch mit der Begabung verbunden worden, andere zum Lachen zu bringen. “Später begann man, zwischen gutem und schlechtem Humor zu unterscheiden”, so der Psychologe. “Schlechter Humor war, die Schwächen des anderen aufzuzeigen − sich selbst mit einzuschließen wiederum galt als guter Humor.” Seither gelte Humor fast nur noch als positiv.

Ruch wurde vor 69 Jahren in Kärnten geboren. Er ist Professor für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Uni Zürich. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Positive Psychologie und die Erforschung des Humors.