Die Wissenschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump hat laut der Karen Shire, Prorektorin an der Universität Duisburg-Essen, bereits Auswirkungen auf deutsche Hochschulen. Pläne von Studierenden, Doktorarbeiten an US-Universitäten zu schreiben, seien nicht mehr überall umsetzbar, weil einige Universitäten die zuständigen Stellen gestrichen hätten, sagte die aus Boston stammende Soziologieprofessorin der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Sonntag). Zudem hätten bereits einige Tagungen ihre Förderung verloren und seien ausgefallen.
Die US-Regierung hat unter Trump Gelder für Forschungsprojekte und Stipendien gestrichen, behält Bundesmittel einiger Hochschulen ein und droht mit weiteren Kürzungen. Zudem sollen Forschende bestimmte Begriffe wie etwa „Gender“, „Ungleichheit“ oder „Klimawandel“ vermeiden, um Förderungen zu erhalten. Shire bezeichnete die Politik Trumps als „Gleichschaltungsversuch, wie man es aus autoritären Systemen kennt“.
Die Prorektorin der Uni Duisburg-Essen berichtete, sie habe von Betroffenen an anderen Universitäten gehört, die überlegten, ob ein Forschungsaufenthalt in den USA ihre Karriere beschädigen könnte. Dahinter stehe die Befürchtung, dass die Forschung ideologisch eingeschränkt werden könnte. Falls Trump künftig auch Fachgesellschaften in den Blick nehmen sollte, sei freie Wissenschaft in den USA nicht mehr möglich, erklärte die Ostasienwissenschaftlerin und mahnte: „Und das trifft uns alle, denn Wissenschaft lebt von Kooperation und freiem Austausch.“
Die Shire betonte zudem, es gebe an den US-Universitäten mehr Widerstand, als öffentlich wahrgenommen werde. „Die Universitäten heuern jetzt massenhaft Rechtsbeistand an“, erklärte sie. Wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln werde, hänge vor allem davon ab, wie resilient die juristischen Institutionen seien.