Presserat rügt unter anderem „focus.de“
Der Deutsche Presserat hat bei seinen vergangenen beiden Sitzungen insgesamt sechs Rügen ausgesprochen. Aus 29 Beschwerden ergingen außerdem fünf Missbilligungen und sechs Hinweise, wie der Presserat am Mittwoch in Berlin mitteilte. Unter anderem wurde die Online-Plattform „focus.de“ für einen groben Verstoß gegen den Pressekodex gerügt.
Die Redaktion habe ein Bild gezeigt, auf dem tödliche Schüsse auf Menschen bei einer Demonstration in Panama zu sehen sein sollen. Mit dem Ansehen der Presse sei es nicht vereinbar, „aus Sensationsinteresse den Moment zu zeigen, in dem ein Mensch getötet wird“, erklärte der Presserat.
Das Portal „bild.de“ wurde für die Verletzung des Opferschutzes gerügt. In einem Bericht über die Tötung einer Frau, deren Ex-Partner einen Auftragskiller angeheuert haben soll, sei ein Foto des Opfers gezeigt worden. Der Ausschuss des Presserats kritisierte die identifizierbare Abbildung. „Ein überwiegendes öffentliches Interesse an der Veröffentlichung des Fotos bestand nicht, eine Einwilligung der Hinterbliebenen lag ebenfalls nicht vor“, so der Presserat.
Darüber hinaus wurde das Portal für einen schweren Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht und eine grobe Irreführung der Leserschaft gerügt. Die Redaktion von „bild.de“ habe unter der Überschrift „Unser Strom ist so schmutzig wie seit fünf Jahren nicht“ suggeriert, dass Deutschlands Stromproduktion trotz Förderung erneuerbarer Energien vor allem von Kohle abhängig sei. „Die der Statistik zugrundeliegenden Werte sagten jedoch lediglich etwas über den durchschnittlichen CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde aus und somit nichts über die Energieträger“, teilte der Presserat mit. Eigentlich sei die Kohleverstromung im berichteten Zeitraum sogar rückläufig gewesen.