Presserat: Berechtigte Kritik an Berichterstattung stark angestiegen

Der Deutsche Presserat hat im vergangenen Jahr so viele Rügen erteilt wie noch nie in einem Jahr zuvor. So verhängte die freiwillige Selbstkontrolle der Presse seine schwerste Sanktion für besonders schwere Verstöße gegen den Pressekodex in 73 Fällen, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Jahresbericht des Deutschen Presserates. Im Jahr zuvor hatte er lediglich 47 Rügen ausgesprochen.

Das Beschwerdeaufkommen stieg dagegen nur leicht gegenüber dem Vorjahr an. Insgesamt gingen beim Presserat im vergangenen Jahr 1.850 Einzelbeschwerden ein. Im Jahr zuvor waren es 1.733 Beschwerden.

22 Mal rügte der Presserat, wenn Redaktionen die journalistische Sorgfaltspflicht (Ziffer 2 des Pressekodex) verletzt hatten. Dazu gehörten den Angaben zufolge irreführende Überschriften oder mangelnde Recherche. Ebenso häufig gab es Rügen, wenn Redaktionen den Persönlichkeits- und Opferschutz (Ziffer 8) missachtet hatten.

Die Sprecherin des Presserats, Kirsten von Hutten, betonte: „Gerade in Krisenzeiten wünschen sich Leserinnen und Leser eine Berichterstattung, die ethischen Standards gerecht wird.“ Redaktionen sollten Fehler transparent korrigieren, mit der Leserschaft das Gespräch suchen und ihre Arbeit erklären, wenn sie kritisiert werden.

Als positiv bewertete der Presserat, dass Beschwerden über die relevantesten Nachrichtenthemen größtenteils unbegründet waren. „Bei großen Themen wie den Kriegen in Israel und Gaza sowie in der Ukraine haben die Print- und Online-Medien ganz überwiegend sauber gearbeitet“, sagte von Hutten.