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Vatikan-Premiere: Papst und König Charles III. beten gemeinsam

Der Besuch eines britischen Königs im Vatikan ist ein besonderes Ereignis. Die Visite von Charles III. und Camilla ist zudem noch voller einmaliger Akte und Symbole – im Zeichen der Ökumene.

Papst und britischer König beten erstmals gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle
Papst und britischer König beten erstmals gemeinsam in der Sixtinischen KapelleImago / Catholicpressphoto

Noch nie haben ein Papst und ein britischer König gemeinsam öffentlich gebetet – bis heute. Unter den berühmten Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle kamen das Oberhaupt der katholischen Kirche und jenes der anglikanischen Church of England zu einer Lobeshymne auf Gott und seine Schöpfung zusammen. Seit der Reformation vor rund 500 Jahren hatte es dies noch nicht gegeben.

Gemeinsames Gebet vereint Kirchenvertreter und Königshaus

“Du krönst das Jahr mit deiner Güte und deine Wolken lassen Fülle regnen”, heißt es unter anderem in dem besonderen Gebet. Die Andacht leiteten Papst Leo XIV. und der anglikanische Erzbischof von York, Stephen Cottrell, als geistlicher Vertreter der Church of England. König Charles III. ist ihr weltliches Oberhaupt. Repräsentanten der presbyterianischen Church of Scotland sowie der katholischen Kirche aus England und Schottland waren ebenfalls mit dem britischen Königspaar angereist.

In Rom bereits am Vorabend gelandet, erreichten Charles und Camilla den Damasushof im Vatikan am Donnerstagmorgen um 10.45 Uhr. Nach der Nationalhymne “God Save the King” trafen sie Papst Leo XIV. zu einem privaten Gespräch. Der in royalem Blau gekleidete Monarch sprach anschließend mit dem vatikanischen Chefdiplomaten, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Vatikan-Besuch: Charles erhält Titel des Königlichen Konfraters

Königin Camilla besichtigte in dieser Zeit die Paulinische Kapelle im Apostolischen Palast. Die britische Monarchin war ganz in Schwarz gekleidet, inklusive Tiara samt Schleier. Das ist Vorschrift im Vatikan. Ausnahmen gelten lediglich für Königinnen, Prinzessinnen und Ehefrauen von Monarchen, die den Titel “katholische Majestät” tragen: Sie dürfen sich im Vatikan ganz in Weiß zu kleiden. Das sogenannte “Privilege du blanc” ist ein Zeichen der Anerkennung des Vatikan gegenüber Monarchien, die dem Papst die Treue halten.

Mit dem gemeinsamen Gebet endet das ökumenische Rom-Programm des Königspaares nicht. Anschließend fahren sie zur Päpstlichen Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Dort wird Charles der neue Titel des Königlichen Konfraters verliehen – ein Zeichen der Annäherung zwischen katholischer und englischer Kirche an einem historischen Ort.

Vatikan-Besuch belebt Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken

1966 vereinbarten Papst Paul VI. und der damalige Erzbischof von Canterbury, Michael Ramsey, in der Basilika zum ersten Mal seit der Reformation einen formellen Dialog zwischen Anglikanern und Katholiken aufzunehmen. Mit dem Titel des “Royal Confrater” ist künftig ein eigener Platz des Königs in der Basilika verbunden: Ein Stuhl mit seinem Wappen wird Teil des Chorgestühls.