Präses Latzel: AfD ist mit christlichem Glauben nicht vereinbar

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat die Christen aufgerufen, bei der Europawahl im Juni „Parteien zu wählen, die für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung und eine offene Gesellschaft stehen“. Die AfD halte er „in ihrer Grundhaltung für nicht vereinbar mit dem christlichen Glauben“, sagte Latzel in einem Interview mit dem „Bonner General-Anzeiger“ (Mittwoch). Es gebe Kräfte, die die Demokratie gefährden, dazu zähle besonders der Rechtsextremismus.

Es gebe in der evangelischen Kirche aber grundsätzlich „keinen Parteienausschluss“, betonte der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. Jeder Mensch, der sich politisch positioniere, werde jedoch gefragt, „wie sich das mit einer christlichen Grundhaltung verträgt: der Achtung der Menschenwürde und einem respektvollen Zusammenleben in Vielfalt, wie es in der Kirchenordnung festgeschrieben ist“. Das funktioniere derzeit sehr gut. Die Situation könne sich allerdings „verändern, wenn die AfD als Gesamtpartei gesichert rechtsextremistisch“ sei.

Bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs hat die rheinische Kirche nach Latzels Worten mittlerweile auf landeskirchlicher Ebene sämtliche verfügbaren Personalakten auf Fälle oder Hinweise sexualisierter Gewalt durchgesehen. Allerdings seien dort nur „sehr bedingt Hinweise auf sexualisierte Gewalt“ zu finden. Deshalb sei man auf „das implizite Wissen von Menschen“ und die Mitarbeit von Betroffenen sowie Zeugen angewiesen.

„Betroffene haben ein Recht auf Aufarbeitung“, unterstrich der Präses. „Sexualisierte Gewalt hat in unseren Gemeinden nichts zu suchen.“ Die Kirche könne geschehenes Unrecht niemals aufwiegen. „Aber wir bemühen uns, den Menschen gerecht zu werden“, sagte der leitende Theologe.

Latzel rief seine Kirche dazu auf, den Menschen mehr Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln. Er wünsche sich von der evangelischen Kirche insgesamt, dass „der Trost und die Trotzkraft unseres Osterglaubens“ stärker nach außen spürbar werden: „Wir müssen selbstverständlicher von unserer christlichen Botschaft und von Gott reden, den Menschen Zuversicht vermitteln und konsequenter das nach außen tragen, wofür wir als evangelische Kirche stehen, nämlich für Glaubenshoffnung, den Zusammenhalt von Menschen und Versöhnung.“