Präses-Kandidat weg: Was nun?
Große Hoffnungen ruhten auf Michael Krause. Der sollte als künftiger westfälischer Präses die Landeskirche in eine bessere Zukunft führen. Doch plötzlich zieht der Kandidat zurück. Und jetzt?
Ratlosigkeit und Schrecken in der westfälischen Landeskirche: Der Theologe Michael Krause wird bei der kommenden Tagung der Landessynode im November nun doch nicht für das Amt des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) zur Verfügung stehen. Der Pfarrer, der im Juni vom Nominierungsausschuss als einziger Kandidat für die Wahl zum Amt des Leitenden Theologen benannt worden war, hat seine Kandidatur zurückgezogen.
Selbst für ausgewiesene Kenner der Szene kommt dieser Schritt völlig überraschend. Hintergrund für seine Entscheidung seien Hinweise auf „mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“, wie es in einer Pressemitteilung aus dem Landeskirchenamt hieß.
Was ist konkret darunter zu verstehen? Auch auf Nachfrage waren keine Erläuterungen zu bekommen. Fakt ist jedenfalls, dass die Stelle des oder der leitenden Theologin („Präses“) der Landeskirche momentan unbesetzt ist, weil die frühere Amtsinhaberin Annette Kurschus über das Thema „Umgang mit Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ gestolpert war.
Schlimm für das Ansehen der EKvW
Warum auch immer Krause jetzt zurückzieht, es ist schlimm. Schlimm für Betroffene, weil sich bei ihnen der Eindruck verstärkt, dass die evangelische Kirche erhebliche Probleme hat.
Schlimm für Michael Krause und seine Familie. Er gilt als Sympathieträger, beliebt, bestens geeignet für das Leitungsamt. Einer, auf dem Hoffnungen ruhten; dem man zutraute, die Probleme der westfälischen Kirche anzugehen – darunter auch das Mega-Thema „Missbrauch“.
Schlimm für das Ansehen der EKvW. Nach Kurschus nun Krause? Was die Untersuchungen auch ergeben – schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit gibt es Verwicklungen auf höchster Leitungsebene.
Schlimm und mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft der Landeskirche. Sie steht vor drängenden Problemen. Die Finanzen wackeln. Sie muss ihre Struktur ändern; ganze Arbeitsbereiche sollen weg. Das Präses-Amt will sie neu zuschneiden. Die Umrüstung ihrer technischen Vernetzung (IT) läuft schief. Die Kirchenleitung braucht Einigkeit. Bei all diesen Herausforderungen ist Leitung, Führung, Kommunikation gefragt.
Wer soll die nun liefern? Drei Monate vor der Landessynode ist die EKvW ohne Präses. Schon beim letzten Mal war es fast unmöglich, jemanden zu benennen. Der Nominierungsausschuss war glücklich, mit Michael Krause jemanden gefunden zu haben, der sowohl fähig als auch bereit war, diese Herkulesaufgabe zu übernehmen. Jetzt steht Westfalen wieder mit leeren Händen da.