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Potsdamer Rabbinerausbildung soll mit Stiftung reformiert werden

Mit einer neuen Stiftung soll die Ausbildung von liberalen und konservativen Rabbinern in Potsdam strukturell auf neue Füße gestellt werden. Erste Reaktionen auf die geplante Reform sind positiv.

Zur Sicherung der Ausbildung von liberalen und konservativen Rabbinern in Potsdam hat der Zentralrat der Juden in Deutschland eine neue Stiftung auf den Weg gebracht. Die entsprechenden Unterlagen für einen Antrag zur Stiftungsgründung seien beim Brandenburger Innenministerium eingereicht worden, teilen der Zentralrat, das Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, das Bundesinnenministerium und die Kultusministerkonferenz in einer gemeinsamen Erklärung am Montag in Potsdam mit. Die Ausbildungsstätten für beide Zweige des Judentums sind An-Institute der Universität Potsdam.

Der Zentralrat hatte vor einem Jahr solch ein Stiftungsmodell erstmals ins Gespräch gebracht und ein entsprechendes Eckpunktepapier vorgestellt. Hintergrund der Reform der Rabbinerausbildung am Standort Potsdam waren Anschuldigungen gegen Rabbiner Walter Homolka. Der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, das in Potsdam liberale Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren ausbildet, hatte sich im Dezember 2022 von der Spitze des Kollegs zurückgezogen.

Als staatliche Zuwendungsgeber erklärten die beiden Ministerien sowie die Kultusministerkonferenz, dass aus ihrer Sicht solch eine religionsgemeinschaftliche Stiftung “die erforderliche breite Akzeptanz der Absolventinnen und Absolventen einer liberalen und konservativen Rabbinatsausbildung innerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland für die Zukunft sichert”.

Dies gelte umso mehr, als vonseiten der Allgemeinen Rabbinerkonferenz bestätigt werde, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die Anfang 2023 die Trägerschaft für das liberale Geiger Kolleg übernahm, nur die wirtschaftliche Trägerin sei und als solche einer Rabbinatsausbildungsstätte kein Ordinationsrecht verleihen könne, das Anerkennung und Akzeptanz innerhalb der jüdischen Religionsgemeinschaft in Deutschland finde, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Bis die neue Stiftung ihre Arbeit aufnehme, werde das Abraham Geiger Kolleg weiterhin gefördert. Der Übergang zu einer neuen Struktur dürfe nicht zu Lasten der Studierenden und Beschäftigten an den beiden Ausbildungsstätten, dem Abraham Geiger Kolleg und dem Zacharias Frankel College, gehen.

Die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) begrüßte die Pläne: “Damit sind die Voraussetzungen für eine qualitativ hochstehende Rabbinatsausbildung gelegt worden, die zugleich an ethischen Maßstäben gemessen wird und ein Studium in angstfreier Atmosphäre gewährleistet.” Der nächste Schritt müsse nun eine inhaltliche Ausgestaltung der Rabbinatsausbildung sein. Hierfür müssten internationale Standards anderer liberaler und konservativer Rabbinerseminare den Maßstab vorgeben.

Das Zacharias Frankel College zeigte sich ebenfalls erfreut und erklärte: “Der entstandene Vertrauensverlust in die aktuelle Trägerstruktur macht zurzeit eine Arbeit im Sinne der Lehre und der Ausbildung neuer Rabbinerinnen und Rabbiner schwierig.”