In den drei niedersächsischen Weihnachtspostämtern stapeln sich kurz vor Weihnachten noch etliche Briefe aus aller Welt auf den Schreibtischen. „Alle Kinder, die uns geschrieben haben, bekommen noch rechtzeitig eine Antwort“, verspricht Hubert Weddehage. Er leitet das Nikolaus-Postamt in Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg. Dort sind in diesem Jahr mehr als 5.000 Briefe aus aller Welt eingegangen. Der Chef vom Postamt Himmelsthür in Hildesheim, Jens Osterwald, zählt sogar 42.000. In Himmelpforten bei Stade kamen rund 25.550 Briefe an, fügt der dortige Leiter Wolfgang Dipper hinzu.
In den meisten der vielen bunten und oft sehr kreativen Briefe aus aller Welt an den Weihnachtsmann, das Christkind und den Nikolaus geht es natürlich um die Geschenke, die sich die Kinder zu Weihnachten wünschen. „Stofftiere, Puppen und Eisenbahnen sind erstaunlicherweise noch sehr oft dabei“, sagt Weddehage. Technische Geräte wie Handys stünden zwar auch auf den Wunschzetteln – „aber eher selten“. Immer wieder tauchten auch Wünsche auf, auf die sich niemand im Weihnachtspostamt einen Reim machen kann. „Dann wird gegoogelt. Wir sind ja auch neugierig.“
Den bisherigen Wunschzettel-Rekord meldet Wolfgang Dipper aus Himmelpforten bei Stade: „Wir haben nachgemessen: Er ist rund dreieinhalb Meter lang und eng mit Ausschnitten aus Prospekten und Katalogen beklebt.“ Damit der Weihnachtsmann nicht zu viel Stress hat, ist der Wunschzettel unterteilt in die Kategorien „wichtig“, „nicht so wichtig“ und „nicht wichtig, aber schön“.
Neben den vielen fröhlichen gebe es auch traurige Zusendungen. „In einigen Briefen schütten Kinder ihr Herz aus“, erzählt Dipper. Da geht es um kranke Verwandte, gestorbene Großeltern und Familienprobleme. „Das bewegt schon sehr.“
Auch das Weltgeschehen spielt in den Briefen eine größer werdende Rolle: „Wir bekommen immer mehr Post, in der sich Kinder um den Frieden in der Welt sorgen und sogar Furcht vor Krieg äußern“, sagt Osterwald. Das haben auch Dipper und Weddehage beobachtet. Hubert Weddehage beantwortet seit rund 55 Jahren die Briefe an den Nikolaus. „Da hat sich etwas verändert. Es ist erstaunlich, was die Kinder in unserer modernen Medienwelt alles aufschnappen. Immer wieder wünschen sich Kinder Frieden für uns und die Ukraine.“
Die Briefe kommen tatsächlich aus der ganzen Welt in die Weihnachtspostämter. Den weitesten Weg – einmal um die halbe Erde – hatte eine Sendung aus Neuseeland, die in Himmelsthür angekommen ist. Die meisten ausländischen Briefe erreichten die Postämter aus China, Taiwan und Frankreich.
Dass die vielen schönen, internationalen Briefmarken bei Sammlern Begehrlichkeiten auslösen, wissen auch die Mitarbeitenden in den Weihnachtspostämtern. Darum werden die Marken sorgsam ausgeschnitten und an die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel geschickt. Dadurch finden Menschen mit Behinderung eine sinnvolle Beschäftigung in den Werkstätten. Die Marken werden nach Ländern sortiert und für den Verkauf abgepackt. „So tun wir auch damit noch etwas Gutes“, sagt Osterwald.