Pommersche Kirchenkreissynode: Entsetzen über gescheiterte Propstwahl

Sie war mutig genug, für das Propstamt Demmin zu kandidieren: Kathrin Kühl aus Kiel. Die Pommern-Synode hat sie abgelehnt. Warum?

"Du hättest uns zur Ehre gereicht", sagte Präses Elke König zu Kathrin Kühl.
"Du hättest uns zur Ehre gereicht", sagte Präses Elke König zu Kathrin Kühl.Daniel Vogel, www.kirche-mv.de

Fassungslosigkeit, Frust und Bestürzung: Ungefähr das ist in vielen Gesichtern zu lesen, auf der Pommerschen Kirchenkreissynode nahe Greifswald verkündet wird: Kathrin Kühl, die einzige Kandidatin für das Propstamt Demmin, hat die nötigen 34 Ja-Stimmen verfehlt, auch im zweiten Wahlgang. 16 der 50 anwesenden Synodalen haben gegen sie gestimmt, zwei sich enthalten. Nur 32 gaben ihr das Ja.

„Warum? Ich verstehe das nicht“, sagt Bischof Tilman Jeremias wenig später gegenüber unserer Redaktion. Zusammen mit einem gewählten Ausschuss hat er monatelang nach geeigneten Kandidatinnen für das Propstamt Demmin gesucht, das mit dem Ruhestandseintritt von Gerd Panknin zum 1. Juni 2024 vakant werden wird; ein geistliches Leitungsamt, das mit vielen Aufgaben einhergeht, darunter viel Verwaltungsarbeit.

Propst-Amt: „Es gehört Mut dazu“

Kurz vor der Wahl erklärt Bischof Jeremias noch den Synodalen: „Gerne hätten wir Ihnen eine Wahl zwischen zwei Personen ermöglicht.“ Doch in Zeiten von Geld-, Personalmangel, schrumpfenden Gemeinden und laufenden Fusionsprozessen traue sich kaum noch jemand in die „Sandwich-Position“: Pröpste bekämen Druck von der einen Seite, Wut und Trauer von der anderen. „Es gehört wahrlich Mut dazu, zu solch einer Zeit Verantwortung zu übernehmen.“

Die 50-jährige Kathrin Kühl, die zehn Jahre lang als Vikarin und Pastorin in mecklenburgischen Landgemeinden gearbeitet hat und inzwischen seit zehn Jahren im Landeskirchenamt in Kiel tätig ist, hätte diesen Mut gehabt. Nun fragt sich: Warum wollten zu viele aus Pommern sie nicht?

Kein Nein zu Kathrin Kühl

Der Synodale Elard Raben aus Semlow ist der einzige, der vor der geheim ablaufenden Wahl noch Kritik angedeutet hat. Eine Debatte über das „Wahlverfahren an sich“ wollte er anstoßen, doch Präses Elke König blockte ab: Alle hätten sich an das Pröpstewahlgesetz zu halten, das gelte. Punkt.
„Es gibt hier mehrere, die es nicht richtig finden, dass wieder nur eine Person zur Wahl stand“, sagt Raben nachher am Rande der Synode.

Bei der Pasewalker Propstwahl sei das mit Philipp Staak genauso gewesen. „Dann wählt ja nicht die Synode, sondern der Wahlausschuss und dafür ist ein Propstamt zu wichtig“, findet Raben. Er glaubt, dass die 16 Nein-Stimmen diese Kritik widerspiegeln. „Das war kein Nein zu Kathrin Kühl“, die Kandidatin sei sehr sympathisch und kompetent rübergekommen. Er selbst habe sich daher zwei mal enthalten.

Präses König: „Der Gewinner ist Kiel, Pommern hat verloren“

Aus Sicht von Bischof Jeremias haben die Pommern mit ihrem Nein eine Chance verspielt. „Wir hätten eine hervorragende Pröpstin haben können“, sagt er. „Kathrin Kühl ist sehr gut vernetzt im Pommerschen Kirchenkreis und auf der Nordkirchenebene.“ Auch der Stralsunder Propst Tobias Sarx ist „entsetzt“, wie er sagt. „Sie hätte uns im Pröpsteteam wunderbar ergänzt mit ihrer Verwaltungskompetenz!“ Und was, wenn nun nicht rechtzeitig eine neue geeignete Person gefunden und gewählt werde? „Weder Philipp Staak noch ich können das Demminer Propstamt einfach mitmachen“, sagt er auch zu den Synodalen. „Nun erwarte ich, dass die Synode eine gute Lösung für die Vakanz findet.“

Katrin Krüger, Pastorin in Wusterhusen, gehört zum Wahlausschuss und will dazu beitragen, dass die neue Kandidatensuche noch rechtzeitig zum Erfolg führt – obwohl sie wütend ist über den Wahlausgang. „Das war, weil Kathrin Kühl aus Kiel kommt“, meint sie. „Weil die Nordkirche für manche so ein rotes Tuch ist…!“ Kathrin Kühl wäre mit ihrer Kompetenz ein Gewinn für den Kirchenkreis gewesen, meint die Pastorin. Auch Präses Elke König sagt: „Der Gewinner heute ist Kiel. Pommern hat verloren.“