Polnischer Kardinal plädiert im Streit um Konkordat für Demut
Welche Rolle soll die katholische Kirche im polnischen Staat spielen? Darüber wird im Nachbarland viel diskutiert. Kardinal Rys ist dabei die Wortwahl wichtig.
Der polnische Kardinal Grzegorz Rys rät den Bischöfen des Landes zu Demut in der Debatte um die Rolle der Kirche im Staat. Die Kirche und die Gläubigen sollten in der Diskussion über das Konkordat Andersdenkende respektieren und so zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen, sagte er am Dienstag bei einer Veranstaltung im Senat, dem Oberhaus des polnischen Parlaments. Man dürfe nicht mitverantwortlich für die “Spaltung” werden.
Linke Politiker kritisieren den 1998 von Polen und dem Heiligen Stuhl ratifizierten Staatsvertrag. Vielfach sei zu hören, “dass das Konkordat nicht der Unabhängigkeit Polens dient, sondern sie einschränkt”, so Rys. Es werde etwa behauptet, die christliche Lehre von Ehe und Familie verletze Menschenrechte. Der Kardinal sprach von einem “Angriff auf das Konkordat”, bei dem Gegensätze zwischen Staat und Kirche in Bezug auf die Menschenrechte so sehr überspitzt würden, dass eine Zusammenarbeit abgelehnt werde, weil sie schädlich sei. An solchen Aussagen mangele es in der öffentlichen Diskussion nicht.
Rys betonte, das Konkordat diene dem “Zusammenspiel von Staat und Kirche zur Entwicklung des Menschen” und dem Gemeinwohl. Im Staatsvertrag gehe es “nicht um Privilegien für die Kirche”, sondern um den Schutz der Menschenrechte einschließlich der Religionsfreiheit. Dazu gehöre auch der Religionsunterricht in der Schule. Im Konkordat stehe, Staat und Kirche seien jeweils in ihrem Bereich “unabhängig und autonom”. Das führe nicht zur “Trennung, sondern zur Zusammenarbeit zum Wohl der Menschen”, erklärte der Erzbischof von Lodz gegenüber dem Portal opoka.org.pl.
Polens Bischöfe hatten zuletzt Pläne von Bildungsministerin Barbara Nowacka verurteilt, den Religionsunterricht in den Schulen auf eine Stunde pro Woche zu reduzieren. Bisher wird das Wahlfach jede Woche zwei Stunden unterrichtet. Heftig gestritten wird auch über die Zusammenlegung von Schülerinnen und Schülern verschiedener Klassenstufen in Religion. Die Regierung sprach sich indes nicht für eine Änderung des Konkordats aus.