Polizei gelingt Schlag gegen Pädophilen-Plattform
Der Polizei im Bundesgebiet ist ein Schlag gegen die Online-Verbreitung von Kinderpornografie gelungen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach am Dienstag in Duisburg von einem „außerordentlichen Erfolg“. Unter Federführung des Polizeipräsidiums Duisburg wurden bundesweit sechs führende Hintermänner festgenommen, die ein Portal im sogenannten Darknet betrieben haben sollen, auf dem Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegen Mädchen verbreitet wurden. Diese Ermittlungen seien „ein Zeichen an die Täter, dass sie sich nicht verstecken können“, betonte NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne).
Die Festgenommen sind laut Reul allesamt deutsche Staatsbürger im Alter zwischen 41 und 69 Jahren. Zwei der Tatverdächtigen stammten aus Minden und Jüchen. Ihnen wird die bandenmäßige Verbreitung und Produktion von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Die Ermittlungen gegen die Darknet-Plattform hatten bereits 2020 begonnen. Die Festnahmen erfolgten im Ende September dieses Jahres bei einem Großeinsatz der Polizei in NRW, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Dabei wurde nach Angaben des Ministers umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, darunter über 1.500 Laptops und Handys, sowie fast 100 Umzugskartons mit Videos und DVDs. Allein auf einem einzigen Rechner seien 13,5 Terrabyte kinderpornografisches Material entdeckt worden, was rund 3,4 Millionen Fotos entspreche. „Das Darknet darf niemals zur Komfortzone für Kriminelle werden“ betonte Reul. Die Plattform sei seit 2019 ein „Forum für Pädophilie“ gewesen, auf der „abscheuliche Fantasien“ ausgelebt und „Gräueltaten zur Schau gestellt wurden“.
NRW-Justizminister Limbach geht davon aus, dass die Darknet-Plattform durch die Festnahmen „für immer verschwinden“ wird. Die von den Festgenommenen betriebene Plattform hatte nach Polizeiangaben Hunderttausende Mitglieder weltweit. Dort sei auch kinderpornografisches Material mit unter dreijährigen Opfern verbreitet worden. Das Darknet sei eine „verborgene Welt“, in der die Sucht nach immer neuem Material, das den Missbrauch von Kindern zeige, der Antrieb für die Täter sei.
Limbach mahnte zugleich mehr rechtliche Möglichkeiten zur Ermittlung von Tätern an, die Kinderpornografie online verbreiten. Dazu müsse der Bund vor allem eine rechtssichere Grundlage für die Speicherung von IT-Adressen schaffen, über die ein Computer im Internet identifiziert werden kann. Das könne dabei helfen, noch mehr Strukturen zur Verbreitung von Kinderpornografie aufzudecken.
Bei der Vorstellung der Fahndungsergebnisse wurde auch die Belastung der Ermittler bei der Sichtung des kinderpornografischen Materials hervorgehoben. Man sei „dankbar“, dass es Kollegen gebe, die sich dem stellen, betonte der Duisburger Polizeipräsident Alexander Dierselhuis. Bei Ermittlungen dieser Art seien nur Menschen im Einsatz, die sich freiwillig dafür meldeten. „Was diese Damen und Herren für die Gesellschaft leisten, ist unermesslich“, unterstrich Innenminister Reul.