Politologe: Für Jüngere sind Personen wichtiger als Parteien

Nach der Europawahl geht es im September weiter mit Kommunalwahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Die Entscheidung an der Urne hängt von vielen Faktoren ab, erklärt ein Forscher.

Die Identifikation mit einer bestimmten Partei nimmt mit den Generationen ab (Symbolbild)
Die Identifikation mit einer bestimmten Partei nimmt mit den Generationen ab (Symbolbild)Imago / HEN-FOTO

Die Identifikation mit einer bestimmten Partei nimmt mit den Generationen ab: Darauf weist der Politikwissenschaftler Kai Arzheimer hin. Wegen der schwindenden Bindung an Parteien werde das politische Personal wichtiger, sagte er der Zeitschrift Psychologie Heute (August-Ausgabe). Dabei spielten Ideen und Durchsetzungsstärke eine Rolle, aber auch Sympathie.

Etwa die Hälfte der Wahlberechtigten in Deutschland identifiziere sich mit einer Partei, sagte Arzheimer. “Das heißt: Solange nichts Dramatisches passiert, was mein Bild von der politischen Wirklichkeit total durcheinander bringt, orientiere ich mich primär daran.” Zugleich lasse sich seit etwa 20 bis 30 Jahren beobachten, dass immer mehr Menschen ihre Entscheidung näher an den Wahltag verschöben.

Besorgt im Hinblick auf Rechtspopulismus

Die Forschung gehe heute davon aus, das sozialpsychologische Aspekte bei Wahlen oft den Ausschlag geben, so der Experte. “Zentral ist dabei, wie sehr ich mich mit einer Partei identifiziere. Also: Ich sehe mich selbst als Angehöriger einer Gruppe, die dadurch definiert ist, dass wir alle dieser Partei nahestehen und diese Partei unsere Werte und Ziele vertritt.”

Grundüberzeugungen und Werte änderten sich derweil nur selten, betonte Arzheimer. Politische Kampagnen führten daher eher selten zu einer Meinungsänderung. “Es kann lediglich gelingen, die eigenen Anhängerinnen und Anhänger zum Wählengehen zu mobilisieren.”

Im Bezug auf das laufende Wahljahr zeigte sich der Forscher besorgt. Im Hinblick auf Rechtspopulismus sei “die Lage in Deutschland, aber auch global betrachtet selten so ernst” gewesen wie momentan. “In vielen Ländern greifen Parteien, deren Verständnis zur liberalen Demokratie zumindest ambivalent ist, nach der Macht. Und selbst, wo sie noch ein Stück davon entfernt sind, beeinflussen sie den politischen Diskurs.”