Politische Partizipation macht einen Unterschied

„Eigentlich war ich relativ schlecht vorbereitet“, erzählt Fin Schneider. Der 17-Jährige ist Schüler an der Jona-Schule, der christlichen Gemeinschaftsschule Stralsund (Landkreis Vorpommern-Rügen). Bevor er mit seiner Klasse am Projekt „Juniorwahl“ teilnahm, sei ihm gar nicht so bewusst gewesen, dass er bei der Europawahl am 9. Juni zum ersten Mal seine Stimme abgeben darf. Wirklich vorbereitet war auch sein Mitschüler Mattes Knauf (17) nicht. „Das war ganz gut jetzt mit der Juniorwahl, dass ich da in alles schon mal reinschnuppern konnte.“

Das Projekt „Juniorwahl“ gibt es bereits seit 1999 in Deutschland. Das handlungsorientierte Konzept zur politischen Bildung möchte junge Menschen darauf vorbereiten, dass sie künftig in der Politik mitentscheiden. Die Jona-Schule macht schon seit einigen Jahren beim Projekt mit. „Schüler ab der neunten Jahrgangsstufe haben im Unterricht schon das Thema Wahlen. Und in der zehnten oder elften Stufe nehmen sie dann an der Juniorwahl teil“, erklärt Lehrerin Birgit Janke.

Der Grundkurs Sozialkunde, mit dem Janke das Projekt jetzt durchführte, bereitet einen Wahlabend vor. „Sie haben die Wahlbenachrichtigungskarten für die einzelnen Schüler erstellt, es gibt ein Wählerverzeichnis, wir haben im Schulhaus auch schon verschiedene Plakate aufgehängt, dass man also weiß, die Europawahlen stehen jetzt bevor.“ In den Klassen, die teilnehmen, wird alles dann noch einmal gezielt vorbereitet. Es wird gefragt, welche politischen Parteien für die Wahl der 96 deutschen Abgeordneten überhaupt zur Verfügung stehen, Wahlprogramme werden gelesen, „und die Frage, was es bedeutet, überhaupt an dieser Wahl teilzunehmen, das ist besonders spannend“, erklärt Janke.

Jade Auras war vor der „Juniorwahl“ nicht so ganz klar, wie das mit den Listen funktioniert. Die 17-Jährige darf bei der Europawahl auch zum ersten Mal ihre Stimme abgeben und findet die Teilnahme wichtig. „Na klar, es ist ja wichtig, wenn man jetzt schon die Chance hat, seine Stimme so zu nutzen, wie sie für einen selbst wichtig ist.“ Wer nicht wählt, vertue seine Chance. Ihre Mitschülerin Lilli Herberhold ergänzt: „Na ja, wir haben uns mit den verschiedenen Parteien auseinandergesetzt, natürlich lernt man auch das Wahlprogramm ein bisschen kennen. Wir gehen da jetzt schon mit Erfahrung hin.“

Bei der „Juniorwahl“ einen ersten Einblick hinter die Kulissen einer Wahl zu bekommen, sei richtig viel wert, sagt Henning Rabe. „Es ist auf jeden Fall wichtig, wählen zu gehen. Das ist politische Teilhabe“, sagt der 17-Jährige, der am 9. Juni sein erstes Kreuz machen wird. Politische Partizipation mache einen Unterschied, ergänzt Mattes Knauf. „Wenn man überlegt, was für EU-Richtlinien in unseren Alltag integriert sind, die uns ja wirklich auch beeinflussen. Daran kann man halt was ändern, wenn man wählen geht.“

Bevor es bei der Europawahl für die Schülerinnen und Schüler dann ernst wird, üben sie bei der „Juniorwahl“. Am 5. Juni von 9 bis 14 Uhr ist das Wahlbüro in der Schule geöffnet. Es gibt Wahlhelferinnen und Wahlhelfer sowie eine Wahlurne, die genauso versiegelt ist wie bei echten Wahlen. Ab dem 7. Juni werden dann die Stimmen ausgezählt und die Ergebnisse grafisch dargestellt, auch wie bei echten Wahlen. „Und am Montag nach der Europawahl werden wir im Schulhaus dann verschiedene Aushänge gestalten und vergleichen, was die Ergebnisse der ‘Juniorwahl’ und der Europawahl sind“, sagt Birgit Janke.